Wechsel in der Geschäftsführung

Martina Grote: über 30 Jahre erfolgreiche Arbeit für Stiftung und Förderverein

Wer die Arbeit der NRW-Stiftung kennt, der kennt auch den Namen Martina Grote. Mehr als drei Jahrzehnte lang bekleidete die Münsteranerin leitende Positionen bei der Stiftung, zuerst als Geschäftsführerin des Fördervereins, seit 2007 zusätzlich auch als Geschäftsführerin der Stiftung. Tausende Projekte wurden in dieser Zeit zum Erfolg geführt, unzählige Kontakte geknüpft, Publikationen herausgegeben, Museen eröffnet, Naturschutzflächen angekauft, Kongresse organisiert. Nun ist Martina Grote seit Ende März im Ruhestand. Wir blicken mit ihr zurück – und nach vorn.

Soll man ausgerechnet an einem 1. April ein neues Kapitel der beruflichen Karriere beginnen? Martina Grote kann das entspannt bejahen: Am 1. April 1990 übernahm die studierte Historikerin die Geschäftsführung des Fördervereins der NRW-Stiftung. Zuvor als Journalistin tätig brachte sie das Rüstzeug zu effektiver Kommunikation ebenso mit wie die Kompetenz, sich unterschiedliche Themen rasch zu erschließen. Grote erinnert sich:
Am 1. April 1990 wurde auch die Stiftung Schloss Moyland gegründet, ich durfte also an meinem ersten Arbeitstag an der Stiftungsgründung mit Ministerpräsident Rau teilnehmen. Stiftungen waren in „Mode“, galten auch wegen guter Zinsen als zukunftssicher. Die NRW-Stiftung hatte bereits erste Großprojekte wie die Zeche Erin, den Aachener Marienschrein, das Weißstorchprogramm und Haus Bürgel bewilligt, sie folgte ihren Arbeitsgrundsätzen gemäß dem Johannes-Rau-Motto „Bürgerengagement unabhängig, unbürokratisch und phantasievoll unterstützen“. Aber die Stiftung sollte bekannter werden. Da half maßgeblich die Idee der Patenschaften, die ich 1992 als junge Geschäftsführerin mit Hanns Dieter Hüsch für das Naturschutzgebiet Hetter auf den Weg bringen durfte – ein beruflicher Höhepunkt. Mit Hüsch und anderen Prominenten wie Liz Mohn, Friedrich Nowottny oder den Bläck Fööss starteten wir in „Stern“, „WamS“ dann zudem die Kampagne „Ich habe glücklich gemacht“.

Zum 1. Januar 2007 wurde Martina Grote auch Geschäftsführerin der NRW-Stiftung – Beweis der Anerkennung ihrer Arbeit für den Förderverein. Zum 25. Stiftungsjubiläum gab es 2011 einen mehrtägigen Kongress in den Räumen des Düsseldorfer Landtags. Welche Ereignisse aus der Stiftungshistorie lassen sich noch hervorheben?
Da würde ich früher ansetzen, bei den erwähnten Patenschaften, durch die – auch mit Wendelin Haverkamp und Jean Pütz – eigene Veranstaltungs- und Kabarettformate für den Naturschutz entstanden sind. Oder beim 10. Stiftungsgeburtstag, als bei der „Schatzsuche“ rund 70.000 Grundschulkinder mit Lehrern und Eltern auf NRW-Entdeckungstour gingen. Das legendäre Abschlussfest im Landschaftspark Duisburg-Nord brachte viele neue Fördervereinsmitglieder.

Bedeutsam war 2010 auch die Eröffnung von Schloss Drachenburg. Als Geschäftsführerin konnte ich das Projekt gemeinsam mit Joachim Odenthal von der Schloß Drachenburg gGmbH auf den Weg bringen. Lange Zeit nicht unumstritten, ist die Drachenburg, die vor Corona schwarze Zahlen schrieb, heute ein wahres Erfolgsprojekt der NRW-Stiftung.

Der Kongress im Landtag war im Grunde der Zeit voraus. Norbert Lammert, Navid Kermani, Ulrich von Alemann, sie alle diskutierten mit uns den oft schwierigen Begriff Heimat, den wir in Namen und DNA führen und inhaltlich füllen müssen. Angesichts von 25 Prozent Menschen mit Zuwanderungsgeschichte in NRW und aktueller Flüchtlingsfragen sollten wir aus meiner Sicht nicht von der „Heimat NRW“, sondern von einer „Heimat in NRW“ sprechen, um Migration leichter in Partizipation und Integration zu verwandeln und Zuwandernden zu helfen, einen neuen Lebensmittelpunkt zu finden. Seit 2017 stehen Migration und Inklusion daher auch in unserer Satzung.

Die Eröffnung des Schauplatzes Petersberg 2020 und die Aufnahme von Haus Bürgel ins Weltkulturerbe 2021 waren dann in jüngster Zeit aus meiner Sicht wichtige Ereignisse.

Die Stiftung und ihr Förderverein erlebten oft neue Herausforderungen, etwa bei der Finanzierung, mit zunehmender Bedeutung von Spenden, oder in der digitalen Welt.
Zur Finanzierung dienten anfangs nur die Mittel der Rubbellos-Lotterie, die kontinuierlich rückläufig waren. Zum Glück kam die Stiftung 2008 mit in den Destinatärpool, dessen Verteilung durch den Landtag erfolgt. Dies und weitere Haushaltsmittel garantieren heute rund 10 Millionen jährlich für Projekte. Glücklich bin ich, dass Stiftung und Förderverein immer öfter Legate und Spenden erhalten, ja, sogar als Erben eingesetzt werden. Jahrelange Bindungen im Förderverein zahlen sich so aus, wie übrigens auch nach der Flut, als die Mitglieder – zusätzlich zu unserem Hilfsprogramm von 1 Million – schnell 200.000 Euro spendeten! Künftig müssen neue, jüngere Zielgruppen angesprochen werden, die Spender von morgen. Wir sind im Internet, bei Facebook und Instagram aktiv und gerade dabei, einen Podcast zu entwickeln. Nach meiner Überzeugung ersetzt aber nichts den Projektbesuch mit Familie, Freunden oder Förderverein.

Zentrales Thema der NRW-Stiftung ist das ehrenamtliche Engagement. Was hat Martina Grote besonders beeindruckt?
In letzter Zeit das Apothekenmuseum in Bad Münstereifel, der Balkhauser Kotten in Solingen und der Ahe-Hammer in Herscheid, alles Initiativen, die von der Flut betroffen waren und nicht ihren Mut und Biss verloren haben. Beeindruckend finde ich zudem Projekte, die sich über mehr als 30 Jahre mit neuen Themen weiterentwickeln und auch die Nachfolge gut regeln wie etwa die Küsterschule Kleinenberg oder der Steinfurter Denkmalpflegewerkhof. Stolz macht es mich auch, wenn unsere Förderung wie ein Gütesiegel wirkt, durch das Projekte manchmal überhaupt erst durchsetzbar sind, wie 1986 bei der Zeche Erin oder heute beim Günnemann Kotten in Witten. Bei der Naturbildung setzen die „Gärten für Kinder“, die von Erziehern und Eltern viel Engagement fordern, richtig an – bei den Kleinsten.

Welche Pläne hat Martina Grote für die nächste Zukunft? Und was wünscht Sie Ihrem Nachfolger Stefan Ast, der ebenfalls zum 1. April sein neues Amt antritt?
Erst einmal werde ich auf der Terrasse sitzen und „Moos ansetzen“, dann werde ich mein altes Hobby, die Fotografie, wiederbeleben, schauen, ob mein Saxophonspiel ausbaufähig ist und aus der Ferne ein Auge auf einzelne Projekte haben.  Meinem Nachfolger Stefan Ast wünsche ich weiterhin eine stabile Finanzlage, wenig neue bürokratische Hemmnisse und die Möglichkeit, bald nach Corona wieder mit Schwung durchzustarten – um mittelfristig die „magischen“ 10.000 Mitgliedschaften zu erreichen.