Meldungen

Erfolgreich Versetzt

Die alte Schule aus Waldbröl-Hermesdorf steht jetzt woanders: Das gesamte Gebäude wurde ins LVR-Freilichtmuseum Lindlar transportiert und dort restauriert. Besucherinnen und Besucher erleben hier regionale Schulgeschichte und schauen über den Tellerrand.

Alte Tafeln, Schulbänke und Lehrerpulte ins Museum holen – das ist nichts Ungewöhnliches. Hier und da sind sogar ganze Schulen als Museen erhalten geblieben. Doch ein historisches Schul­gebäude in einem Dorf ab- und nach einem Transport über rund 40 Kilometer an anderer Stelle wieder aufzubauen, das ist so ungewöhnlich wie herausfordernd. Erfolgreich umgesetzt wurde dieses Vorhaben im Oberbergischen Kreis. Im vergangenen Jahr eröffnete die ehemalige Dorfschule aus Waldbröl-Hermesdorf an ihrem neuen Standort, dem LVR-Freilichtmuseum in Lindlar.

Im Jahr 2018 startete das aufwendige Projekt der Versetzung des Gebäudes, das als Evangelische Elementarschule im Jahr 1861 eröffnet worden war. Fachleute zerteilten das massive Bruchsteingebäude mit Spezialsägen in kleinere Stücke, die teilweise immer noch mehrere Tonnen wogen. Ein Tieflader brachte diese Teile dann nach Lindlar. Hier setzte man die Schule mit einem Kran Stück für Stück wieder zusammen.

Beim Innenausbau legte man Wert auf Details, sowohl im alten Klassenraum im Erdgeschoss als auch in der darüber liegenden Lehrerwohnung. Letztere erhielt eine neue Tapete mit dem historischen Muster, das ein Grafiker aus einem freigelegten Rest an einer der Wände rekonstruiert hatte. Auch die Fenster wurden originalgetreu nachgebaut, denn ein alter Fensterflügel war noch erhalten.

Während die Lehrerwohnung einen authentischen Eindruck aus den 1930er-Jahren vermittelt – persönliche Dokumente und Fotos des langjährigen Dorflehrers Friedrich Bals halfen bei der Rekonstruktion – ist das Klassenzimmer zwar unter anderem mit einer alten Schulbank und einem Ofen bestückt, bewusst aber nicht komplett eingerichtet. Die Ausstellung mit dem Titel „Die Schule des Lebens“ stellt ganz bewusst einen Bezug ins Heute her. Einer der Gründe, warum die NRW-Stiftung ihre Einrichtung finanziell unterstützte. Was zu Zeiten der Gründung der Hermesdorfer Schule ein Problem war – etwa, dass Kinder in der Landwirtschaft helfen mussten und deshalb der Schule fern blieben – ist heute in ärmeren Weltregionen noch aktuell. Präsentiert werden in Lindlar deshalb die Ziele für Nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen. Eines davon: hochwertige Bildung. Und die war in den „Jugendjahren“ der heutigen Museumsschule in Hermesdorf für viele nur ein ferner Traum.

Bedrohter Sympathieträger

Der Kiebitz ist Vogel des Jahres 2024. Die Art ist stark bedroht, viele Naturschützende in NRW versuchen jedoch, den Rückgang der Bestände zu stoppen. Auch mit digitalen Hilfsmitteln.

Sein charakteristischer Ruf gab ihm seinen Namen – doch das hohe „Kie-witt, kie-witt“ des Kiebitzes ist in Nordrhein-Westfalen wie in ganz Deutschland immer seltener zu hören. Die stark gefährdete Art und ihr Schutz bekommen in diesem Jahr jedoch eine Menge Aufmerksamkeit – denn der Kiebitz ist „Vogel des Jahres 2024“. Zum vierten Mal hatten der NABU und der Bayerische Landesbund für Vogel- und Naturschutz (LBV) im Internet über diesen Titel abstimmen lassen.

Aus Sicht der Abstimmenden also ein echter Sympathieträger. Umso schockierender, dass seine Bestände in den vergangenen Jahren dramatisch zurückgegangen sind. Zwischen 2003 und 2022 schrumpfte ihre Zahl in NRW um etwa 70 Prozent. Naturschützende sehen die Intensivierung der Landwirtschaft als Hauptgrund. Denn durch die Art der Bewirtschaftung der Felder werden weniger Küken flügge, als zur Stabilisierung der Bestände nötig wäre. Kiebitze sind zudem sehr standorttreu. In einem Jahr zerstörte Nester sind so auch in den Folgejahren gefährdet.

Naturschützende setzen sich intensiv für eine bessere Zukunft für den Vogel ein. Dabei helfen auch digitale Lösungen. Das zeigt die von der NABU-Naturschutzstation Münsterland entwickelte App „Nestfinder“. Alljährlich ziehen Freiwillige mit dem Smartphone los, um während der Brutzeit der Kiebitze zwischen März und Juni Nester zu lokalisieren (siehe auch Titelgeschichte auf den Seiten 6 bis 12). Die Nester bekommen bei der Kontrolle auch eine „analoge Markierung“ – ein kaum zu übersehendes Fähnchen.

Einen noch besseren Schutz können so genannte Feldvogelinseln bieten. Das sind brachliegende Bereiche inmitten von Äckern. Der Naturschutz plädiert zusätzlich für „Hot-Spot-Flächen“ – mehrere Hektar große Schutzgebiete, die alle fürs erfolgreiche Brüten notwendigen Bedingungen erfüllen. Ohne diese Maßnahmen, fürchten Naturschützende, könnte der Kiebitz bei uns in absehbarer Zeit aussterben. Und das „Kie-witt“ würde in Nordrhein-Westfalen verstummen.

Zum Podcast

Ein toller Ort fürs Wort

Mit dem Literaturcafé „Vers“ kehrt ins Erdgeschoss des Kulturhauses Barockfabrik in Aachen wieder Leben ein. Das Literaturbüro Euregio Maas-Rhein hat hier einen Ort für seine vielfältigen Veranstaltungen geschaffen.

Literatur – das sind auf Papier gebannte Worte und Gedanken, die ihre ganz eigene Magie entfalten. An zahlreichen Orten im Land werden Texte lebendig, springt die Begeisterung für das geschriebene, vorgelesene und vorgetragene Wort über auf ein bunt gemischtes Publikum. Einen weiteren dieser spannenden Orte gibt es jetzt im Kulturhaus Barockfabrik in Aachen. Im Erdgeschoss der ehemaligen Tuchfabrik, einem Klinkergebäude aus dem 19. Jahrhundert, hat seit dem vergangenen Jahr das Literaturcafé „Vers“ geöffnet. Literatur ist hier keine Sache fürs stille Kämmerlein. Sie lebt hier von Begegnungen mit Autorinnen und Autoren, Künstlerinnen und Künstlern mit ihrem Publikum.

Wie das konkret aussieht, das zeigte die Eröffnungsfeier bereits eindrucksvoll: Statt langer Reden über das Projekt selbst hieß es an dem Nachmittag und Abend direkt: Bühne frei für Texte und Musik. Für Lyrik und Prosa, Musik und Tanz, live vorgetragen von zahlreichen Menschen. Eine kurzweilige Veranstaltung, die wie im Fluge verging. Genau so lebhaft wird es hier künftig regelmäßig zugehen. Das „Vers“ ist das neue Zuhause des Literaturbüros in der Euregio Maas-Rhein e. V. Das hatte bereits zuvor in den Räumlichkeiten Literaturevents organisiert. Das Vorgänger-Café „Couleur“ musste allerdings im Nachgang der Pandemie schließen. Das Literaturbüro ergriff seine Chance, sich hier einen eigenen Veranstaltungsort zu schaffen.

Die NRW-Stiftung half bei dem Kraftakt und stellte eine Förderung bereit. Schließlich ist das Engagement des Literaturbüros beispielhaft und Ideen für künftige Veranstaltungsformate gibt es schon reichlich. Offene Autoren- und Lyriktreffs, Seminare und Kurse, Poetry Slams und Lesereihen mit deutschlandweit bekannten Autoren soll es geben. Das „Vers“ lebt – und mit ihm die Literatur.

Ein Dorfkern wird lebendig

Zwei lange Zeit leerstehende Gebäude in Hamminkeln-Dingden sind jetzt voller Leben. Die Baukulturstelle ist ein Ort des fachlichen Austauschs und zugleich ein Treffpunkt für die Dorfgemeinschaft.

Zugegeben – der Kirchturm von St. Pankratius nur wenige Schritte entfernt ist noch ein paar Jahrhunderte älter. Doch die Gebäude aus rotem Backstein an der Weberstraße in Dingden an der Ecke zum Kirchplatz brauchen sich wahrlich nicht zu verstecken. Die jetzt abgeschlossene Sanierung führte das im Ort als „Dorflehrerhaus“ bekannte Gebäude aus dem Jahr 1797 gemeinsam mit dem Nachbarhaus aus dem 19. Jahrhundert behutsam einer neuen Nutzung zu. Entstanden ist die Baukulturstelle Dingden.

Genau hier, wo sich die Architektur früherer Zeiten noch erleben lässt, sollen Menschen künftig zusammenkommen, um über Baukultur ins Gespräch zu kommen. Wie wollen wir bauen? Was ist „gutes“ Bauen? Und wie prägt Baukultur Dörfer und Städte? Das sind nur einige Fragen, die hier im Mittelpunkt stehen. Denkbare Formate dafür: runde Tische mit Baukulturexperten, Architektursprechstunden, geführte Dorfspaziergänge, Plattformen für Foren, Ausstellungen, Diskussionsrunden und außerschulische Lernorte.

Ein spannendes Konzept, das der Vorstand der NRW-Stiftung für förderwürdig hält. Und so beschloss er, den Verein zur Förderung der Dorfentwicklung e. V. finanziell zu unterstützen. Dann konnten die Arbeiten starten. Während das jüngere Haus komplett entkernt wurde und als Versammlungsort dient, wurde das alte Dorflehrerhaus behutsam saniert und zum Anschauungsobjekt für die Baukultur des ausgehenden 18. Jahrhunderts. Ein Rundgang führt durch die Geschichte des Hauses, im Erdgeschoss ist zudem Platz für Ausstellungen.

Viel Raum zur freien Gestaltung – denn längst nicht nur das Fachpublikum geht hier ein und aus. Die Baukulturstelle versteht sich auch als Raum für die Dorfgemeinschaft. Der Verein zur Förderung der Dorfentwicklung e. V., der das Projekt umgesetzt hat, wollte damit auch einen lebendigen Ortskern schaffen, einen Ort für Events und Aktivitäten. Das ist gelungen: Schon kurz nach der Eröffnung im Frühjahr erkundeten bei zwei Tagen der offenen Tür zahlreiche Besucherinnen und Besucher die Räume, einen guten Monat später begrüßte das Haus weitere Gäste zum Dingdener Frühlingstreff. Wo jahrelang Leerstand herrschte, blüht dank jeder Menge ehrenamtlichen Einsatzes nun also das Dorfleben.

Einsatz für Samson

In Ahlen-Tönnishäuschen wird eine ehemalige Gaststätte zum neuen Dorfmittelpunkt. Viele Ehrenamtliche legen sich für das Projekt ins Zeug.

Kapelle und Kneipe – seit Jahrhunderten stehen sich beide im Herzen des Dorfes Tönnishäuschen, 500-Einwohner-Ortsteil von Ahlen im Münsterland, gegenüber. Doch in der Gastwirtschaft gingen 2007 die Lichter aus. Nachdem sich kein Pächter mehr gefunden hatte, nahmen die Menschen im Ort die Sache selbst in die Hand. Nach und nach erwecken sie nun die ehemalige Gaststätte Samson als „Kulturgut“ zu neuem Leben.

Der Förderverein Kulturgut Samson e. V. möchte das historische Gebäudeensemble erhalten und es in einen Anziehungspunkt mit großem Freizeit-, Bildungs- und Erholungswert verwandeln. Dazu wurde der Verein zunächst Eigentümer der Gebäude und des Grundstücks. Eine Unterstützung der Stadt und viele Spenden machten es möglich. Für dienSanierungsarbeiten indes waren weitere Fördergeber gefragt. Im Außenbereich kam die NRW-Stiftung ins Spiel. Bei ihr beantragte der Verein Mittel für die Pflasterung des Innenhofs sowie für die Reaktivierung des alten Hofbrunnens. Dem Antrag gab der Stiftungsvorstand gerne statt – und bescheinigte dem Förderverein starken Willen, fachliche Expertise, ein hervorragendes Netzwerk und besonderen Teamgeist.

Das ist nicht nur bei gemeinsamen Arbeitseinsätzen der Vereinsmitglieder rund ums Kulturgut hautnah zu erleben – auch erste Veranstaltungen stärken bereits die Dorfgemeinschaft. Klönabende und Kulturevents, Frühschoppen und Märkte finden hier schon statt. Parallel läuft die Sanierung weiter. Samson putzt sich heraus – dem Ehrenamt sei Dank.

Zeitreise im Schloss

Im Schloss Drachenburg, dem größten Haus der NRW-Stiftung, informiert eine neue Ausstellung über die Geschichte des Gebäudes.

Nur wenig Licht dringt von außen in die Wagenhalle von Schloss Drachenburg, mächtige Ziegelgewölbe überspannen den Raum. Zwar öffnet sich ein großes Holztor ebenerdig zum Außengelände, doch befinden sich die Besucherinnen und Besucher hier im Sockelgeschoss. Wie passend, dass sie sich seit Kurzem ausgerechnet hier ganz tief hineinbegeben in die Geschichte des Schlosses. Die neue Ausstellung zur Schlossgeschichte, sie passt perfekt an diesen Ort im „Schoß“ der Drachenburg.

Hier können Besucherinnen und Besucher nun auf großen Tafeln viel Neues erfahren, denn die Forschung zur Geschichte der Drachenburg fördert laufend neue Erkenntnisse zu Tage. „Dabei hilft uns auch der technische Fortschritt. Recherchen sind heute beispielsweise durch die Digitalisierung der Zeitungsarchive viel ergiebiger“, sagt Joachim Odenthal, Geschäftsführer der Schloss Drachenburg gGmbH.

Sehr sehenswert ist auch die mit Hilfe eines historischen Fotos originalgetreu wieder eingerichtete Wirtschaftsebene des Schlosses gleich nebenan. Hier lässt sich der harte Arbeitsalltag der Bediensteten der Drachenburg an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert nachvollziehen. Geeignete Möbel spürte das Schlossteam in ganz Deutschland und Österreich auf, der Herd war in einem Kleinanzeigenportal inseriert. Schlossmeister Holger Grebert baute ihn in der Lüneburger Heide ab und in Königswinter wieder auf.