Gut siehst Du aus, altes Haus!

Besucherzentrum Bilsteintal in Warstein

Foto: Stefan Enste

Im Oktober 2021 wurde in Warstein im Arnsberger Wald ein neues Informations- und Besucherzentrum eröffnet. Dafür wurden das Gebäude der ehemaligen Jugendherberge gegenüber der Bilsteinhöhle saniert und in zwei Stockwerken eine naturkundliche Ausstellung eingerichtet. Ihr Besuch und eine Führung durch die Schauhöhle garantieren Naturinteressierten lehrreiche und spannende Erlebnisse. Die im Jahr 1887 bei Wegebauarbeiten entdeckte Tropfsteinhöhle kann zu allen Jahreszeiten besucht werden.

Im ersten und zweiten Obergeschoss des charmanten Fachwerkbaus befindet sich seither die neu konzipierte Ausstellung „BilstEinblicke“, die über die Geologie, die Entstehung und die Erforschung der Bilsteinhöhle informiert. Mittelpunkt der Schauräume ist das Skelett eines Höhlenbären, das vor über 130 Jahren aus lehmigen Ablagerungen in der Höhle ausgegraben wurde. Über Jahrzehnte stand es im Stadtmuseum Warstein, kürzlich kehrte es aus seinem Exil zurück: „Das ist schon toll, dass der Bär wieder bei uns eingezogen ist“, freut sich Stefan Enste, der Geschäftsführer des Vereins Bilsteintal e.V.; an den Wänden des „prähistorischen Zoos“ sieht man, wer sonst noch bei Warstein zu Hause war: Wollnashorn, Löwe, Hyäne, Wolf und Ren. Aber die Ausstellung zeigt auch die heutige Fauna, Flora und Nutzungsgeschichte des Bilsteintals.

Die Serbien-Sauerland-Connection

Genaugenommen ist die Bilsteinhöhle nicht eine einzige Höhle, sondern eine Kette von dreien, die teilweise nachträglich miteinander verbunden wurden. Im Rahmen von Führungen können 400 von insgesamt über 1.800 Metern des Systems bequem begangen werden. Hauptattraktion sind die von Sintervorhängen überzogenen Abschnitte mit einem Wechsel aus schmalen Durchlässen und vom Wasser erweiterten Hallen. Dort begegnen Besucherinnen und Besucher den zu Stein gewordenen sieben Zwergen, einem Seehund oder einem geheimnisvollen Höhlenmädchen. Unweit des Ausgangs fand man im 19. Jahrhundert bei Ausgrabungen mittelsteinzeitliche Werkzeuge und einen fast 4.500 Jahre alten Metalldolch. Die Material-Analyse zeigte, dass für seine Herstellung nicht Sauerländer Rohstoffe, sondern Kupfererz aus Serbien verwendet wurde – ein Beweis für den weiträumigen Austausch zwischen den neolithischen Kulturen in Europa.


Ein Dachschaden als Weckruf

Das Gebäude, in dem die Fans der Bilsteinhöhle jetzt empfangen werden, war zwischen 1888 und 1926 errichtet worden. Der ursprüngliche Natursteinbau beherbergte eine kleine Fabrik zur Erzeugung von Gas für die Höhlenbeleuchtung, später wurde im Fachwerkstil die Jugendherberge Warstein aufgesetzt. 2009 wollte die Stadt das Gebäude wegen Einsturzgefahr des Daches abreißen. Das konnte durch bürgerschaftliches Engagement abgewendet werden, wobei ein vom anrollenden Tieflader gerutschter Abrissbagger den Hausrettern einen Zeitvorteil verschafft haben soll. Die Stadt Warstein stimmte jedenfalls der allein aus Spenden finanzierten Reparatur in letzter Minute zu, nachdem die Bilsteiner Bürgerinitiative ein umfassendes Sanierungskonzept in Aussicht gestellt hatte. Dieses sah die Gründung eines gemeinnützigen Trägervereins vor, der Höhle und Gebäude pachten und zusammen mit dem angrenzenden Wildpark aus einer Hand betreiben wollte. Mit unerschütterlichem Optimismus warb der Verein für sein Konzept, sammelte Spenden und Fördermittel, überzeugte, organisierte und brachte selbst tausende Stunden Eigenleistung ein. Heute ist das Bilsteintal mit seiner Schauhöhle und dem InfoZentrum ein attraktiver und beliebter Lern- und Naturerlebnisort.

Text: Günter Matzke-Hajek

Blickpunkt

Mithilfe eines Zuschusses der NRW-Stiftung von 80.000 Euro richtete der Verein Bilsteintal e.V. im sanierten Gebäude der ehemaligen Jugendherberge Warstein ein naturkundliches Info- und Besucherzentrum ein. Für Veranstaltungen steht in der obersten Etage ein Schulungs- und Mehrzweckraum zur Verfügung. Bereits 2013 stellte die NRW-Stiftung dem Verein 40.000 Euro für die Erneuerung der Höhlenbeleuchtung und für den barrierefreien Höhlenzugang zur Verfügung. Infos unter: www.bilsteintal.de