Zurück vom Abstellgleis

Eisenbahnmuseum Dieringhausen in Gummersbach

Foto: IG-BW-Dieringhausen

Der „Bergische Löwe“ ist mehr als ein bekanntes Wappentier. Er rollt, lässt Dampf ab und erzählt dabei Eisenbahngeschichte. Während der Dampfzug von Dieringhausen bis nach Wiehl zischend über die Schienen rollt, tauchen die Fahrgäste auf den 203 Sitzplätzen ein in einen bewegenden Teil der oberbergischen Vergangenheit. Einer der Dreh- und Angelpunkte ist dabei heute das Eisenbahnmuseum in Dieringhausen, einem Stadtteil von Gummersbach.

Wir dokumentieren nicht nur die Historie, wir sind ein lebendiges Museum. Hier wird sogar noch wie früher gearbeitet“, sagt Volker Eisenhauer von der Interessengemeinschaft Bahnbetriebswerk Dieringhausen e.V. Die Initiative betreibt mit dem Museum ein Kleinod der Entwicklungsgeschichte des Aggertals. Die Einrichtung auf dem Gelände des ehemaligen Bahnbetriebswerk Dieringhausen ist im Rheinland einzigartig. Herzstück ist der historische Lokschuppen mit elf Ständen aus dem Beginn des 20. Jahrhunderts. Auf dem rund 11.000 Quadratmeter großen Areal finden Gäste noch alle Anlagen, die zu einem echten Dampf-Bahnbetriebswerk gehören: Drehscheibe, Wasserkräne und Werkstätten. In den Werkstätten dürfen Besucher und Besucherinnern zu den Öffnungszeiten am Wochenende die Arbeit an den historischen Fahrzeugen beobachten – hier wird mit Hand und Herz gewartet, repariert und restauriert. Unverwechselbar ist die unter Denkmalschutz stehende Anlage in Gummersbach auch wegen ihrer Anordnung über drei Ebenen.

Grundlage der Industrialisierung

Die Interessengemeinschaft Bahnbetriebswerk Dieringhausen e.V. hat es sich nicht nur zur Aufgabe gemacht, die regionale Eisenbahngeschichte zu dokumentieren, sondern noch viel mehr: „Wir bewahren alte Kenntnisse und geben sie an eine jüngere Generation weiter“, sagt Volker Eisenhauer. Denn ohne die Bahnen hätte die Geschichte im Oberbergischen Land wohl einen anderen Lauf genommen. Ein enges Netz von Eisenbahnlinien war die logistische Grundlage für den Erfolg der Industriebetriebe in der Region. Im unwegsamen Gelände war die Bahn als Transport- und Versorgungsmittel nicht wegzudenken. Das Eisenbahn-Zeitalter im Oberbergischen begann 1860 mit dem Bau einer schmalspurigen Pferdeeisenbahn. Die Bröltalbahn war die erste Schmalspurbahn des öffentlichen Verkehrs in Deutschland.


Großer Sanierungsbedarf

Das Eisenbahnmuseum Dieringhausen lässt die alten Zeiten für seine Gäste wieder aufleben. Doch ein über die Jahre entstandener Sanierungsbedarf im Untergrund des Schienenkranzes bremste die Interessengemeinschaft Bahnbetriebswerk Dieringhausen 2018 aus. Die historischen Züge konnten nicht mehr rollen. Der Schienenkranz ist für einen Betrieb enorm wichtig, er sorgt unter anderem dafür, dass Lokomotiven aus dem Depot geholt werden können. Schotter und Holzbohlen bilden den Untergrund des Schienen-kranzes, der aus den 1950er Jahren stammt. Über die Jahre verfaulten die Holzschwellen. Das ganze Areal begann, sich abzusenken. Es war nicht mehr möglich, Fahrzeuge auf die Drehscheibe zu rangieren und Züge, wie den „Bergischen Löwen“ zusammenzustellen. Der Verein musste im Jahr 2018 seinen Fahrbetrieb weitgehend einstellen.


Ehrenamtlicher Einsatz

Um die Züge wieder vom Abstellgleis zu holen, wurde am Strahlenkranz ein fester Betonring zum Ausgleich des Bodenniveaus eingebaut. In einem zweiten Bauabschnitt konnte mit Unterstützung der NRW-Stiftung und viel ehrenamtlichem Einsatz ein Teil der Gleise instandgesetzt werden. Nun können die alten Bahnen wieder über die neue Schienenanlage rollen. Damit kann auch der „Bergische Löwe“ wieder vom Lokschuppen zur Drehscheibe rumpeln und zischend seine Geschichte erzählen.

Text: Hannah Blazejewski

Blickpunkt

Die NRW-Stiftung hat der Interessengemeinschaft zur Förderung und Erhaltung des Bahnbetriebs-werkes Dieringhausen e.V. finanzielle Hilfe für die Restaurierung des Schienenkranzeszur Verfügung gestellt. www.eisenbahnmuseum-dieringhausen.de