Happy End im Naafbachtal

Fischerhof Lohmar

Foto: Werner Stapelfeldt

Foto: Werner Stapelfeldt

Vom Fachwerkhof zur Bauruine und zurück: Der Fischerhof in Lohmar-Aiselfeld blickt auf eine wechselvolle Geschichte. In Kürze soll das historische Gebäude rundum saniert als Anlaufstelle für Vereine und Ausflügler neu eröffnet werden.

Das Happy End steht kurz bevor. Wenn alles gut geht, können Ausflügler sich schon in diesen Sommer über ein neues Ziel im Bergischen Land freuen. Nach einem jahrzehntelangen Kampf zuerst gegen den Abriss, dann gegen die Flutung für einen Stausee und schließlich für die fachgerechte Wiederherstellung ist es soweit: Der historische Fischerhof in Lohmar-Aiselfeld soll noch in diesem Frühjahr als Treffpunkt für Vereine und Naturinteressierte eröffnet werden. Nach Beendigung der letzten Arbeiten präsentiert sich das historische Gebäude als echtes Schmuckstück und Wahrzeichen für eine alte Kulturlandschaft.

Der Fischerhof, ein denkmalgeschützter Bauernhof, der um 1800 erbaut wurde, war einst ein Zeugnis traditioneller bergischer Architektur mit seinem charakteristischen Fachwerk und markanten Eichenbalken. Mit Fischerei hat der nach der früheren Besitzerfamilie benannte Hof nichts zu tun – doch der Name ist nicht ganz unpassend: Schließlich war das Gebäude über lange Zeit bedroht, in den Fluten eines Stausees zu verschwinden. Die Landesregierung von Nordrhein-Westfalen verfolgte seit den 1970er Jahren den Plan, im Naafbachtal eine Talsperre zu bauen, um die nahegelegene Metropole Köln mit Trinkwasser zu versorgen. Im Zuge der Pläne wurden große Flächen mit zahlreichen Gebäuden vom zuständigen Aggerverband aufgekauft und abgerissen.

Von Anfang an kämpfte die Bürgerinitiative Naafbachtal e. V. gemeinsam mit vielen weiteren Menschen und Gemeinden aus der Region gegen die Pläne und setzte sich für den Schutz der Natur und des kulturellen Erbes der Region ein. So verdankt es der Fischerhof auch dem beharrlichen bürgerschaftlichen Engagement, das ihm das Schicksal vieler anderer teils historischer Gebäude erspart wurde, die den Baggern für einen Stausee zum Opfer fielen, der schließlich nie gebaut wurde.

Die Bürgerinitiative pachtete nach erfolgreichem Kampf gegen den Abriss den Fischerhof vom Aggerverband und machte sich mit viel ehrenamtlichem Engagement an die Sanierung des heruntergekommenen Gebäudes. Mit viel Eigenleistung sowie finanzieller Unterstützung der NRW-Stiftung und anderer Förderer verwandelte sich das Gebäude nach und nach von einer Ruine in ein Schmuckstück. Neue Fenster, eine Heizung und ein neuer Dachstuhl wurden installiert, die Holzdielen erneuert. Zu guter Letzt erhielt der Fischerhof einen strahlend weißen neuen Außenanstrich.  

„Fast ein wenig irreal“ kommt Frank Miebach die Aussicht vor, nach Jahrzehnten des Kampfes für den Erhalt des Fischerhofs am Ziel zu sein. Das Vorstandsmitglied der Bürgerinitiative zum Erhalt des Naafbachtals erinnert sich im Gespräch an viele Hürden und Herausforderungen in den vergangenen Jahren, aber auch an Solidarität und Zuspruch für das Vorhaben der Vereins-Enthusiasten, das Gebäude wieder in seinen Originalzustand zu versetzen. Zuletzt hatte die Corona-Pandemie das ehrenamtliche Engagement stark gebremst und zu weiteren Verzögerungen geführt. Auch die Furcht, dass irgendwann die auf Eis liegenden Pläne für den Bau der Talsperre erneut aus der Schublade gezogen werden könnten, ist nicht ganz verflogen. „In Zeiten zunehmender Wasserknappheit im Zuge des Klimawandels ist die Gefahr möglicherweise nicht endgültig gebannt“, fürchtet Miebach. Mindestens für viele Jahrzehnte können sich die Naturschützer nun aber über ihr neues Zuhause freuen, denn selbst wenn die Talsperre noch einmal auf die politische Tagesordnung kommen sollte, beträgt der Vorlauf nach Einschätzung von Experten mindestens 30 bis 40 Jahre.

Nach seiner Eröffnung soll der Fischerhof als Vereinssitz der Bürgerinitiative sowie als Treffpunkt für Menschen und Vereine dienen. Eine Dauerausstellung informiert über die lange und wechselvolle Geschichte des Gebäudes. Auch Wanderinnen und Wanderer sind herzlich willkommen, die Aussicht über das Naturschutzgebiet zu genießen, das wegen seines hohen ökologischen Wertes auch Teil des europäischen Schutzgebietsnetzes Natura 2000 ist.

Der Natur hat der jahrzehntelange Streit um die Talsperre übrigens nicht geschadet. Der Verzicht auf weitere Erschließungen im potenziellen Talsperrengebiet hat eine reiche Artenvielfalt bewahrt. Über dem Wald können Besucherinnen und Besucher mit etwas Glück den Schwarzstorch kreisen sehen, an der nicht gefluteten Agger fühlen sich Eisvogel, Gebirgsstelze und Wasseramsel wohl und im glasklaren Wasser tummeln sich bedrohte Fischarten wie das Bachneunauge und die Groppe.

Text: Thomas Krumenacker

Blickpunkt

Die NRW-Stiftung unterstützt den Wiederaufbau des Fischerhofs Lohmar seit langem. Schon 2016 bewilligte sie der Bürgerinitiative zum Erhalt des Naafbachtals eine Förde­rung über gut 240.000 Euro für die Renovierungsarbeiten an dem denkmalgeschützten Gebäude. Im vergangenen Jahr kam ein weiterer Zuschuss von 50.000 Euro hinzu, um die durch Verzögerungen während der Corona-Pandemie entstandenen Mehrkosten zu decken.