Was der Boden bewahrt

Bodendenkmäler in NRW

Falkenburg · Foto: picture alliance/ZB/euroluftbild.de | Hans Blossey

Falkenburg · Foto: picture alliance/ZB/euroluftbild.de | Hans Blossey

Das Land Nordrhein-Westfalen gibt es seit knapp achtzig Jahren, doch die Fundamente seiner Geschichte liegen tiefer. Wie tief, das lässt sich in dem Boden, auf dem wir stehen, oft noch konkret aufspüren. Zahlreiche Relikte aus der Vorgeschichte haben sich darin erhalten und noch mehr Überreste aus den Jahrtausenden, seit römische Legionen an den Rhein kamen, mittelalterliche Städte aufblühten oder die industrielle Produktion begann. Die Vergangenheit zu unseren Füßen ist rechtlich geschützt und Gegenstand spannender Forschung.

Geheimgänge und gefährliche Intrigen – Hollywoodarchäologe Indiana Jones scheut im Kampf um die Kostbarkeiten der Menschheitsgeschichte keine Risiken. Leider verschlug es ihn nie nach Unna, in die Stadt nahe Dortmund, wo 1952 bei Bauarbeiten unversehens über 250 schimmernde Goldstücke auftauchten, geprägt in Paris, Prag und anderswo, vergraben um 1379 vermutlich von einem reichen Kaufmann. Kein strahlender Held griff ein, als ein Großteil des Schatzes schon unmittelbar nach seiner Entdeckung in private Hände zerstreut wurde. Die Öffentlichkeit hätte von einem der bedeutendsten mittelalterlichen Münzfunde Deutschlands wohl nie Genaues erfahren, wäre nicht der Uhrmachermeister und Münzkundler Werner Brinkmann zum guten Geist des Goldes geworden: Über fünfzig Jahre lang folgte er den Spuren der verschollenen Stücke und ermöglichte es so, die allermeisten für die Allgemeinheit zurückzuholen. 

Beweglich und ortsfest

Die NRW-Stiftung unterstützte Brinkmanns Engagement durch den Erwerb von rund neunzig Münzen. Dadurch kann der wiedervereinigte Schatz heute im Hellwegmuseum Unna als „bewegliches Bodendenkmal“ davon erzählen, wie neue Goldwährungen ab dem 13. Jahrhundert Handel und Wandel des Abendlandes belebten, das zuvor für ein halbes Jahrtausend nur silberne Pfennige geprägt hatte. Viele andere aus der rheinisch-westfälischen Vergangenheit emporgetauchte Funde veranschaulichen ähnlich spannende Zusammenhänge, nicht zuletzt bei den großen Landesausstellungen, die seit 1990 regelmäßig aktuelle Erkenntnisse der archäo­logischen Forschung in NRW präsentieren.  Den Gegenpol zu den beweglichen bilden die ortsfesten Bodendenkmäler. Manchmal erlauben sie es uns, selbst in die Vergangenheit hinabzusteigen. Wie in das römische Esszimmer, das 1843 im heutigen Kölner Stadtteil Weiden entdeckt wurde. Eigentlich handelt es sich um eine Grabkammer, die aber mit steinernen Korbsesseln und nischenartigen Speisesofas zu einem ewigen Gastmahl einzuladen scheint. Mit der Rettung dieser außergewöhnlich gut erhaltenen Stätte des antiken Totenkultes finanzierte der Staat erstmals im preußischen Rheinland ein Vorhaben der archäologischen Denkmalpflege. Der damals über der Kammer errichtete Schutzbau hat heute selber Denkmalstatus, ein altes Wärterhaus daneben beherbergt seit einigen Jahren multimediale Infoangebote.

Mythos Ausgrabung

Der Mythos sensationeller Bodenfunde entfaltete sich in Europa, als man im 18. Jahrhundert die vom Vesuv verschütteten Römerstädte Herculaneum und Pompeji freizulegen begann. Kunst­handwerk im „Pompeji-Stil“ wurde dadurch zur Mode und König Ludwig I. von Bayern ließ mit dem 1848 vollendeten „Pompejanum“ in Aschaffenburg sogar eine komplette römische Villa nachbauen. Keine zehn Jahre später eröffneten sich der Archäologie dann völlig neue Horizonte: 1856 tauchten im Neandertal bei Mettmann Skelettfragmente einer ausgestorbenen Menschenform auf – ein rheinisches Bodendenkmal wurde zum Kronzeugen der Evolution.   Bei all dem sollte man indes nicht übersehen: Viele Kunstwerke aus Pompeji haben zwar das Wüten des Vesuvs, nicht aber ihre „Entdeckung“ überdauert. Die Fossilien des Neandertalers wurden erst aufgesammelt, nachdem sie aus einer Grotte geschaufelt worden waren, die später dem Kalksteinabbau zum Opfer fiel. Und selbst fachgerechte Ausgrabungen hinterlassen stets Böden, die nie wieder in ihren ursprünglichen Zustand versetzt werden können.  Die Archäologie hat daraus Konsequenzen gezogen. Genaue Grabungsdokumentationen sind unverzichtbar, so dass etwa Datierungen auf der Grundlage von Bodenprofilen nachvollziehbar bleiben. Vor allem aber nimmt die moderne Spatenforschung das Werkzeug, dem sie ihren Spitznamen verdankt, im Interesse kommender Generationen oft gar nicht erst zur Hand. Das gilt selbst am niedergermanischen Limes, der ehemaligen römischen Reichsgrenze im nördlichen Germanien, die seit 2021 Weltkulturerbe ist. Nicht, dass es an diesem „seriellen“ Denkmal mit seiner Kette von Fundstätten keine herausragenden Grabungsergebnisse gäbe. Die römische Kalkbrennerei Iversheim in Bad Münstereifel, deren Schutzbau die NRW-Stiftung gefördert hat, und das stiftungseigene Kastell Bürgel in Monheim sind nur zwei Beispiele dafür. Doch andere Plätze wie das Legionslager Vetera auf dem Fürstenberg bei Xanten bleiben Teil der grünen Landschaft.  

Geophysik und Luftbilder

Zum Glück gibt es Verfahren, um dem Boden Geheimnisse zu entlocken, ohne tief in ihn zu dringen. Diese Methoden, die in der Archäologie unter den Begriff der Prospektion fallen, begnügen sich – ganz im Gegensatz zu den vom Goldrausch getriebenen „Prospektoren“ in alten Abenteuerromanen – mit reinen Beobachtungen. Etwa wenn bei Feldbegehungen Münzen, Keramikscherben und andere Objekte identifiziert und kartiert werden, wie sie durch Pflugarbeiten an die Oberfläche gelangen können. Es sind erste Indizien für mögliche Bodendenkmäler.  Mehr Hinweise liefern geophysikalische Messungen zur Bestimmung von Magnetfeldern oder der elektrischen Leitfähigkeit des Bodens. Versuche damit gab es auf NRW-Gebiet zuerst 1989 in Delbrück-Anreppen, wo unter Kaiser Augustus für einige Jahre ein römisches Militärlager bestand – heute ein durch Infotafeln erläutertes Bodendenkmal, das zu über einem Drittel der NRW-­Stiftung gehört. Hinzu kommt die Fernerkundung aus der Vogelperspektive, sprich: die Luftbildarchäologie. Das Verfahren, mit dem sich ganze Landstriche erfassen lassen, wird in NRW seit den 1960er Jahren praktiziert. Es beruht unter anderem auf der Tatsache, dass unterirdische Mauerreste oder andere verborgene Strukturen die Lebensbedingungen der darüber wurzelnden Pflanzen beeinflussen. Untergegangene Siedlungen, Burgen und Ähnliches bewirken daher oft Auffälligkeiten in der Vegetation, die auf Luftbildern gut zu erkennen sind. Laserscanner können sogar das Blätterdach von Wäldern durchdringen.  Die vielfältigen Methoden der Prospektion erlauben es, Ausgra­bungen immer mehr auf Fundplätze zu konzentrieren, die durch Häuserbau, Verkehrsführungen oder Gewerbeansiedlungen ohnehin vor der Zerstörung stehen. Den Extremfall markiert das rheinische Braunkohlerevier mit seinen schwindenden Landschaften. Der Wettlauf zwischen Spaten und Baggern begann hier bereits 1965, als am Rand des Tagebaus Inden binnen zwanzig Monaten zahlreiche Spuren der jungsteinzeitlichen „Rössener Kultur“ freigelegt wurden. Inzwischen ist die Braunkohlearchäologie längst eine Institution, gestützt besonders durch die 1990 von RWE und Land gemeinsam ins Leben gerufene „Stiftung zur Förderung der Archäologie im rheinischen Braunkohlenrevier“. Eine Außenstelle des Landschaftsverbandes Rheinland betreut die Notgrabungen in Garzweiler, Hambach und Inden.
 

Zwischen Recht und Natur

Das aktuelle NRW-Denkmalschutzgesetz ist von 2022. Zu den archäologisch relevanten Funden „im Boden oder in Gewässern“ zählen danach sogar Verfärbungen im Erdreich, wie sie durch vorzeitliche Holzpfostenbauten verursacht werden können. Im Gegensatz zu anderen Bundesländern müssen Bodendenkmäler in NRW aber nicht zwingend Zeugnisse menschlichen Lebens und menschlicher Tätigkeit sein (wie das für Bau- und Gartendenkmäler selbstverständlich ist). Ausdrücklich kommen auch Überreste von Tieren und Pflanzen aus erdgeschichtlicher Zeit infrage. Die Versteinerung einer 25 Millionen Jahre alten Seekuh im Doberg­museum Bünde (nahe Bielefeld) ist nach NRW-Verständnis daher ebenso ein Bodendenkmal wie das Unnaer Gold. Das Gesetz schließt im Übrigen die zahlreichen „vermuteten“ Bodendenkmäler mit ein, die bei den archäologischen Fachämtern registriert sind. Drei solche Fachstellen gibt es in NRW. Zwei davon sind Einrichtungen der Landschaftsverbände – das LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland und die LWL-Archäologie für Westfalen. Die Dritte im Bunde ist die Stadt Köln, die für ihr Gebiet die wissenschaftlichen, beratenden und konservatorischen Aufgaben übernimmt. Allerdings ist am Kölner Großprojekt MiQua – der archäologischen Zone im ehemaligen jüdischen Viertel – der Landschaftsverband Rheinland maßgeblich beteiligt. 

Besonderen Reiz hat Bodendenkmalpflege in Verbindung mit der Natur. Man kann das in der Ammerter Mark studieren, einem rund siebzig Hektar umfassenden archäologischen Reservat von europäischem Rang, das zugleich ein Naturschutzgebiet ist. Es gehört zur Gemeinde Heek im Westmünsterland, war einst von langgestreckten Dünenrücken und -tälern geprägt und hat der Wissenschaft eine Fülle von Einblicken in unterschiedliche Epochen der Vorgeschichte eröffnet.  In der Gegend rund um Heek siedelten vor fünftausend Jahren Menschen der jungsteinzeitlichen Trichter­becherkultur. Die Fundlandschaft bewahrt darüber hinaus Relikte aus Bronze- und Eisenzeit und gilt zudem als botanisches Archiv der Landschafts­geschichte. Möglich wurde all das durch Grund­wasserböden, die den Luftsauerstoff fernhielten – bis sie durch landwirtschaftliche Drainagen in Gefahr gerieten.  Um diese Gefahr zu bannen, hat die NRW-Stiftung 1987 die gesamte Ammerter Mark erworben. So konnte dort in Zusammenarbeit mit Denkmalpflege, Agrarordnung, Heimatverein und biologischer Station die Natur wieder aufleben – und kostbare Altertümer schützen. Die Rekonstruktion eines steinzeitlichen Langhauses auf dem Gelände allerdings musste nach gut zwanzig Jahren vor Wind, Wetter und menschlichem Mutwillen kapitulieren.   Umso bedeutsamer ist für die NRW-Stiftung die Kooperation mit dem Archäologischen Freilichtmuseum Oerlinghausen im Kreis Lippe, wo eine solche Rekonstruktion unter geeigneteren Bedingungen gezeigt wird. Das Museum wurde von der Stiftung bereits mehrfach gefördert, zuletzt bei der Rekonstruktion eines 42 Meter langen Hauses, das germanische Lebensverhältnisse veranschaulicht. 195 Eichen waren für den Bau notwendig. Ebenfalls unterstützt wurde eine digitale Museumswerkstatt, die sich mit den ideologischen Vereinnahmungen des Themas „Germanen“ befasst.

Himmelsweg zu Adam und Eva

Bodendenkmäler lassen sich auf vielerlei Weise erleben. Man kann auf dem Lehrpfad der Ruhrgebietsstadt Bergkamen die Dimensionen des größten römischen Militärlagers nördlich der Alpen ermessen – oder im Archäologischen Park Xanten die Gestalt einer römischen Stadt erkunden. Längst kümmert sich die Bodendenkmalpflege auch um jüngere Schauplätze der Erinnerungs- und Gedenkkultur wie die auf Zwangsarbeit beruhenden Untertageverlagerungen der NS-Rüstungsproduktion an der Porta Westfalica oder das auf Seite 5 in diesem Heft vorgestellte „Bodenfenster“ zur jüdischen Geschichte in Dülmen. Manche Ausgrabungen wurden zum Anlass für Museumseröffnungen, so die Zülpicher Römerthermen mit dem Museum der Badekultur. Anderswo ruhen Funde unter Schutzbauten, wobei man im Falle der keltischen Eisen­produktionsstätte Gerhardsseifen in Siegen beinahe von einer automatischen Ausstellung sprechen könnte. Für NRW besonders bedeutsam ist die Wiege der Ruhrindustrie: Die Überreste der 1758 gegründeten St. Antony Hütte in Oberhausen-Osterfeld werden seit 2010 von einem großen Stahlblechsegel überspannt.  Auch Apps und Displays spiegeln die Jahrtausende. So verwandelte sich das Areal der im Mittelalter untergegangenen Stadt Corvey anlässlich der Landesgartenschau 2023 in einen virtuell erweiterten archäologischen Park. Zum Podcast: Folge 11 – Eine versunkene Stadt erblüht. Und im Neandertal erlaubt es ein Hightech-Turm, die einst 22 Meter hoch gelegene, aber schon lange zerstörte Feldhofer Grotte digital zu erleben, die 1856 die berühmtesten Fossilien der Welt preisgab. Selbst Bodendenkmäler führen eben manchmal hoch hinaus: Der Skywalk Rabenlay in Bonn-­Endenich, der weite Blicke über das Rheintal bietet, wurde bewusst über der Stelle errichtet, an der 1914 die Skelettreste von „Adam und Eva aus dem Rheinland“ zum Vorschein kamen – keine Neander­taler, sondern 14.000 Jahre alte und doch anatomisch moderne Menschen. 

Monumente und Zeugnisse – Begriffe rund ums Denkmal

Der Begriff Denkmal hat viele Bedeutungen. Eine grundlegende Unterscheidung dabei: Denkmäler für Personen oder Ereignisse können jederzeit bewusst als „Monumente“ neu errichtet werden. Denkmäler als „Zeugnisse“ hingegen, ob große Bauten oder kleine Gegenstände, stammen stets aus vergangenen Zeiten. Auch ein im Boden erhalten gebliebenes antikes Standbild, das einst als Erinnerungsmonument geschaffen wurde, tritt uns primär als Zeuge der Vergangenheit entgegen.   

Das 1980 erstmals verabschiedete, 2022 neugefasste NRW-Denkmalschutzgesetz widmet sich den „Zeugnissen“ und nennt dabei Boden-, Bau- und Gartendenkmäler. Zu letzteren zählen etwa historische Parks oder Friedhöfe, während Baudenkmäler als „bauliche Anlagen“ definiert sind, die in Form von Ensembles auch größere „Denkmalbereiche“ bilden können. Wo ganze Ortsbilder oder Stadtgrundrisse zu solchen Bereichen erklärt werden, muss allerdings nicht jedes Einzelgebäude schützenswert sein.  

Das Gesetz erwähnt explizit die Welterbestätten, lässt spezielle Begriffe wie Industrie- oder Kunstdenkmal aber außer Acht. Stattdessen beschreibt es Denkmäler allgemein als „Sachen“, die „für die Erdgeschichte, für die Geschichte des Menschen, für die Kunst- und Kulturgeschichte, für Städte und Siedlungen oder für die Entwicklung der Arbeits- und Produktionsverhältnisse“ Bedeutung haben.   

Denkmalskategorien sind nicht immer leicht abgrenzbar. So ruhen Baudenkmäler wie alte Burgen oder Kirchen oftmals auf den Überresten von Vorgängerbauten, die ihrerseits Bodendenkmäler sind – in den Kernbereichen historischer Städte ist das sogar die Regel. In der freien Landschaft helfen Bodendenkmäler im Übrigen oft der Natur, etwa wenn größere Flächen als „archäologische Reservate“ vor Eingriffen geschützt sind.

Das Schatzregal

Kehren wir zum Schluss noch einmal zum aktuellen NRW-Denkmalschutzgesetz zurück. Es widmet dem sogenannten Schatzregal einen eigenen Paragrafen, in dem es natürlich nicht um Möbel zur Aufbewahrung von Reichtümern geht – Regalien (von lateinisch regalis, königlich) sind vielmehr Rechte, die dem Staat zustehen, hier das Eigentumsrecht an beweglichen Bodendenkmälern. Archäologische Zufallsfunde müssen in NRW aufgrund des Schatzregals unverzüglich den Unteren Denkmalbehörden – diese Rolle übernehmen in der Regel die Gemeinden – oder den erwähnten Denkmalfachämtern gemeldet und abgeliefert werden. Im Gegenzug winkt laut Gesetz eine „angemessene Belohnung in Geld“.   

Als 1952 das Gold von Unna auftauchte, sah die rechtliche Situation noch anders aus. Die Verheimlichung des Fundes war zwar schon damals nicht korrekt, bei einer Meldung wären die Münzen aber nicht automatisch Eigentum des Staates geworden. Heute behandelt letzterer das sensible Thema archäologischer Funde durch Laien insgesamt mit größerer Vorsicht: Die zahlreichen vermuteten Bodendenkmäler in NRW stehen auch deshalb in keiner öffentlichen Liste, um Raubgrabungen oder Verstößen gegen das Schatzregal keinen Vorschub zu leisten.   

Text: Ralf J. Günther
 

Schach auf der Falkenburg

Wolfsangeln, Hundepfeifen und ein Erzbischof im Brandschutt – bei vielen Funden von der Ruine Falkenburg sorgen Dr. Elke Treude und andere Teammitglieder der LWL-Archäologie für Westfalen schon mit den bloßen Bezeichnungen für Neugier. Doch halt: Sind Ruinen eigentlich Bau- oder Bodendenkmäler? Beides lässt sich nicht immer klar voneinander trennen, aber bei den meterweit in die Tiefe führenden Grabungen auf der schon vor Jahrhunderten weitgehend abgetragenen Falkenburg lag die Zuständigkeit der Archäologie auf der Hand.  Die Burg in Detmold-Berleburg, deren Bau gegen Ende des 12. Jahrhunderts begann, war die Keimzelle des Landes Lippe, diente in späteren Jahrhunderten jedoch oft als Steinbruch. Als der Verein „Die Falkenburg e. V.“ 2004 die Sicherung des instabilen Bodendenkmals initiierte, war damit zugleich die Voraussetzung für umfassende Grabungen gegeben. Die dabei gefundenen Wolfsangeln sind eiserne Haken, die mit Fleischködern bestückt wurden. Kurios: Zwei sechshundert Jahre alte Hundepfeifen aus Knochen hielt man zunächst für Knöpfe. Und der Erzbischof im Schutt? 
Elke Teude hat die zehn Zentimeter hohe Statuette als Schachfigur aus dem 12. Jahrhundert identifiziert, genauer gesagt als Läufer (engl. bishop). Der Fund bestätigt, so die Archäologin, wie beliebt Schach beim Adel war – auch bei den Edelherren zur Lippe.