Das
Hammer-Denkmal
in Kupferdreh

 

Der Deilbachhammer in Essen

Foto: Stefan Ziese

Foto: Stefan Ziese

Im Jahr 1917 brach die Hauptwelle des Deilbachhammers in Essen-Kupferdreh. Der Betrieb des Hammerwerks, das für eine Reparatur nicht mehr ausreichend rentabel erschien, endete dadurch abrupt, übrig blieb ein Bauensemble mit ungewissen Aussichten. Tatsächlich sollte es rund ein Jahrhundert lang zu keiner nachhaltigen Sicherung des Industriedenkmals kommen. Erst in jüngster Zeit gelang es einem Zusammenschluss engagierter Kräfte für einen echten Neuanfang zu sorgen. Im Oktober 2022 ist der Deilbachhammer endgültig in eine gesicherte Zukunft gestartet. Sogar die Hochwasserkatastrophe vom Juli 2021, als ein schweres Bauteil der Anlage bis nach Duisburg schwamm, hat er überstanden.

Der Deilbach ist ein gut zwanzig Kilometer langer Wasserlauf, der in Essen-Kupferdreh in die Ruhr mündet. Das Flüsschen gehört nicht zur geographischen Prominenz, doch in seinem Tal wurde auf vielfache Weise Industrie- und Verkehrsgeschichte geschrieben. So ging hier 1831 auf Initiative des Ruhrpioniers Friedrich Harkort die siebeneinhalb Kilometer lange „Deilthaler Eisenbahn“ in Betrieb – zu einem Zeitpunkt, als die Ära der Dampfloks in Deutschland noch gar nicht begonnen hatte. Die Züge im Deilbachtal wurden daher von Pferden gezogen, die Wagenräder liefen auf Schienen aus Holz. Gleichwohl waren die Laufflächen dieser Schienen mit Metallbändern beschlagen, was die Gleis­strecke in damaliger Sicht zu einer Bahn aus Eisen, eben zu einer „Eisenbahn“ machte.

Die exzentrische Schere

Der Deilbachhammer spielte für den frühen Zugverkehr im Tal eine wichtige Rolle, weil man hier das für die Schienenauflagen benötigte Bandeisen zuschneiden konnte. Dabei kam eine außer­gewöhnliche Stahlschere zum Einsatz, die per Exzenter bewegt wurde, vereinfacht gesagt: durch eine Scheibe, die außerhalb ihres Mittelpunktes mit einem Gestänge verbunden ist, das sich durch ihr Kreisen hin und her bewegt. Herzstück des Betriebs, besser gesagt sein Doppelherz waren aber die zwei durch Wasserkraft in raschem Takt angehobenen Fallhämmer, sogenannte Schwanzhämmer, mit deren Hilfe unter anderem Achsen, Bergbauwerkzeuge und landwirtschaftliches Gerät erzeugt wurden. Den Status eines selbständigen Gewerbebetriebs erreichte der Deilbachhammer vermutlich im 18. Jahrhundert, schon im 16. Jahrhundert gab es am gleichen Standort jedoch eine Schmiede.

Nach der Stilllegung im Jahr 1917 dauerte es fast zwanzig Jahre, bis sich mehrere Firmen, Vereine und Behörden erstmals an die Wiederherstellung des technischen Kulturdenkmals wagten, zu dem auch Wohnbauten für den Werkmeister und die Arbeiter gehören. Der Zweite Weltkrieg entzog dem Erreichten aber schon bald wieder die Grundlage. In den 1960er Jahren erwarb dann die Stadt Essen die Anlage und machte sie zur Außenstelle des damaligen Ruhrlandmuseums, dem heutigen Ruhr Museum mit Sitz in der Zeche Zollverein. Da die einstige „Wasserkunst“ nicht mehr wiederherstellbar war, mussten die Hämmer für den Schaubetrieb von nun an allerdings mit Elektromotoren angetrieben werden.

Die Säule im Hafen

Zu Beginn des 21. Jahrhunderts war der letzte Eisenhammer der Region, der noch am Originalstandort steht, erneut in einen bedenklichen Zustand geraten. Doch fand sich jetzt ein ganzes Konsortium von Initiativen zu seiner Rettung zusammen, darunter die „Freunde und Förderer des Deilbachtals“, der „Historische Verein Essen“, die „Bürgschaft Kupferdreh“ sowie das „Ruhr Museum“. Seit 2016 ist die NRW-Stiftung als exklusive Förderin des Hauptgebäudes beteiligt, wo im März 2022 der Einbau der Hammergerüste erfolgte – entscheidende Voraussetzung für die feierliche Übergabe der Anlage im Oktober des gleichen Jahres. Der Erfolg war umso erfreulicher, als die Flut vom Juli 2021 das Deilbachtal nicht verschont hatte. Das Wasser stieg damals im Betriebsgebäude fast bis zur Decke und drei zum Einbau bereitliegende, jeweils anderthalb Tonnen schwere Hammersäulen aus Eichenholz schwammen einfach davon – eine davon bis in den Duisburger Hafen! Die NRW-Stiftung stellte umgehend Mittel aus ihrem Soforthilfeprogramm bereit, und zum Glück kam das Projekt nicht zum Erliegen. Zwar ist im Meisterhaus noch viel zu tun, aber es liegt eine lebendige Zukunft vor dem Deilbachhammer. Als besonderer Clou soll er künftig vom Essener Franz-Sales-Haus, einer Einrichtung der Behindertenhilfe, mit Bistro, Werkstätten und Gärten bewirtschaftet werden. Projektgruppen könnten in die früheren Wohnräume einziehen. Das Ruhr Museum seinerseits wird Führungen und Veranstaltungen rund um die Themen Schmieden und Schneiden anbieten.

Text: Ralf J. Günther


Museumslandschaft Deilbachtal

Der Deilbachhammer gehört zur „Route der Industriekultur“ des Regionalverbandes Ruhr. Da es am Unterlauf des Deilbachs viele weitere Denkmäler der früheren Industriegeschichte gibt, spricht man hier sogar von einer Museumslandschaft. An Originalstandorten findet man zum Beispiel das Betriebsgebäude der Zeche Viktoria, Überreste der Ziegelei Voßnacken, den Kupferhammer Kupferdreh sowie eine ganze Anzahl weiterer Stätten. Die Museumslandschaft wird vom Essener Ruhr Museum betreut, eine Dauerausstellung zum Thema wurde im Kutschenhaus des Kupferhammers eingerichtet. Zu beachten ist, dass das Angebot aufgrund der Hochwasserschäden vom Sommer 2021 derzeit noch eingeschränkt ist. Näheres unter:
www.ruhrmuseum.de/standorte/in-essen

Blickpunkt

Die NRW-Stiftung unterstützte die Sanierung und Erlebbarkeit des Deilbacher Hammergebäudes als eines ehemals von der Wasserkraft abhängigen Industriedenkmals. Nach der Flutkatastrophe vom Juli 2021 wurden zudem Mittel aus dem Soforthilfeprogramm der NRW-Stiftung bereitgestellt.
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