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Professor Dr. Wolfgang Schumacher (1944–2023)

Ohne seinen Namen ließe sich die Naturschutzgeschichte in NRW und Deutschland nicht schreiben: Wolfgang Schumacher gehörte zu den Vätern des Vertragsnaturschutzes, eines Konzepts, das auch für viele Projekte der NRW-Stiftung bahnbrechend wirkte. Schumachers Engagement für die Stiftung, für die er sich von 1987 bis 2017 als Vorstandsmitglied, ab 2002 zudem als Vizepräsident einsetzte, war immer nah an den Menschen. Viele haben ihm bei Veranstaltungen und Exkursionen gespannt zugehört, etwa wenn er über die Eifel sprach, die seine Heimat war.

Die Leuchttürme des Naturschutzes sind in einigen Eifeltälern zwar kaum vierzig Zentimeter hoch, erstrahlen dafür aber millionenfach in lichtem Gelb – ein Blütenwunder, an dem Wolfgang Schumacher entscheidenden Anteil hatte. „Sie werden sehen, hier wachsen Narzissen“, erklärte er vor Jahrzehnten den teils ungläubigen Helfern, die standortfremde Fichten entfernen sollten, um den wilden Verwandten der sogenannten Osterglocken ihren Lebensraum zurückzugeben. Die Prophezeiung erfüllte sich bald so eindrucksvoll, dass das im Oleftal begonnene Narzissenprojekt ab 1989 auf das Perlenbach- und Fuhrtsbachtal ausgedehnt wurde, wo die NRW-Stiftung dafür große Flächen erwarb.

Wolfgang Schumacher wurde 1944 im Eifelort Antweiler geboren. Ins Berufsleben startete er als Volksschullehrer, studierte dann aber Biologie und Bodenkunde an der Uni Bonn, wo er nach Promotion und Habilitation 1985 Professor für Geobotanik und Naturschutz wurde. Er blieb es bis 2010, arbeitete zwischenzeitlich aber auch drei Jahre als Abteilungsleiter im NRW-Ministerium für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz. Die Emeritierung bremste seine Tatkraft nicht. Das wurde bei­spielsweise auf dem Kongress „Heimat NRW“ deutlich, den die NRW-Stiftung 2011 veranstaltete. Schumacher warb hier engagiert für die Philosophie der Stiftung, in der Natur und Kultur keine Gegensätze bilden.

Vorreiter in der Eifel

Wolfgang Schumacher war mit dem „Naturzentrum Eifel“ in Nettersheim ebenso verbunden wie etwa mit der „Stiftung Rheinische Kulturlandschaft“. Bekannt wurde er aber vor allem als Pionier des Vertragsnaturschutzes, den er Mitte der 1980er Jahre durch ein Pilotprojekt in der Eifel mitinitiierte. Die Idee: Da Artenvielfalt in Kulturlandschaften nur in Kooperation mit den Grundstückseigentümern zu erreichen ist, werden Landwirte durch Ausgleichszahlungen in die Lage versetzt, auf wertvollen Flächen extensiv zu wirtschaften. Für seine Leistungen wurde Schumacher mehrfach geehrt, darunter mit dem Bundesverdienstkreuz Erster Klasse. Am 23. August 2021, dem 75. Geburtstag NRWs, erhielt er außerdem den Verdienstorden des Landes. Wolfgang Schumacher starb am 29. Oktober 2023. Die NRW-Stiftung behält ihn dankbar in Erinnerung, das Mitgefühl gilt seiner Frau Rita und den Familien seiner beiden Söhne.

Landesorden für Heidrun Brieskorn

Mit ihrer Maculinea-Stiftung NRW unterstützt sie den Schutz des seltenen Ameisenbläulings seit vielen Jahren, bei Arbeitseinsätzen auf den Schmetterlingswiesen, aber auch mit den finanziellen Mitteln ihrer Maculinea-Stiftung, die sie vor 15 Jahren mit ihrem Ehemann Egbert († 2013) gründete – Heidrun Brieskorn. Für ihr Engagement hat sie 2023 den Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen bekommen. Ministerpräsident Hendrik Wüst zeichnete sie am Vorabend des internationalen Frauentags gemeinsam mit fünf weiteren Bürgerinnen aus. „Sie sind Vorbilder für viele junge Menschen in unserem Land und sorgen beständig dafür, unsere Heimat noch lebenswerter zu machen“, sagte er in seiner Laudatio.

Sie flattern weiter

Der Schutz für zwei seltene Schmetterlingsarten ist auch für die kommenden Jahre gesichert. Die NRW-Stiftung fördert das Artenschutzprojekt für den Hellen und Dunklen Wiesenknopf-Ameisenbläuling bis Ende 2025.

Sie stellen hohe Ansprüche an ihren Lebensraum – deshalb ist diese Nachricht für den Hellen und Dunklen Wiesenknopf-Ameisenbläuling und alle, die sich um seinen Schutz bemühen, eine überaus gute. Das Projekt zur Rettung von zwei der seltensten Schmetterlingsarten in Nordrhein-Westfalen ist auch für die nächsten drei Jahre gesichert. Der Vorstand der NRW-Stiftung hat auf seiner Sitzung im März 2023 beschlossen, weitere Mittel dafür zur Verfügung zu stellen.

Die Biologische Station im Rhein-Sieg-Kreis e. V. ist als Projektpartnerin federführend, sie kooperiert mit der Biologischen Station im Kreis Euskirchen e. V. Projektkoordinator Steffen Steenken, dessen Stelle durch die Projektförderung ermöglicht wird, kann seine erfolgreiche Arbeit dank der NRW-Stiftung auch in Zukunft fortsetzen. Hauptziel: die noch vorhandenen Bläulingspopulationen erhalten und sogar vergrößern. Das klappt nur, wenn es genügend miteinander verbundene Biotope gibt, in denen die Falter sich wohlfühlen. Auch hierbei hilft die NRW-Stiftung, indem sie Wiesen aufkauft und so für den Naturschutz sichert.

Worauf die Schmetterlinge elementar angewiesen sind, das tragen sie schon im Namen: den Großen Wiesenknopf, ein Rosengewächs mit auffällig dunkelroten Blütenständen. Alles, was die Falter benötigen, finden sie idealerweise auf oder in der Umgebung der Pflanze. Sie ernähren sich von ihrem Nektar, ruhen und schlafen, ja, sie paaren sich sogar meist auf den Blüten. Schließlich legen die Weibchen ihre Eier an noch nicht geöffnete Knospen der Blütenstände, die den Raupen anschließend als Nahrung dienen. Gut gesättigt lassen sie sich schließlich zum Boden herab, wo weitere Wirte der Schmetterlinge ins Spiel kommen – Ameisen. Die Raupen verströmen einen Geruch, der die Ameisen dazu bringt, sie in ihr Nest zu tragen. Hier überwintern sie, ernähren sich von der Brut der Ameisen und verpuppen sich. Im Sommer verlassen sie den Bau als frisch geschlüpfte Schmetterlinge.

Wie viele von ihnen ausfliegen, das werden Steffen Steenken und die Mitarbeitenden der beiden Biostationen dank der NRW-Stiftung auch in den kommenden Jahren genauestens im Blick behalten.

Tastmodell Kaiserpfalz: Zum Greifen da

Wie ein Bollwerk steht die Ruine der Kaiserpfalz in Düsseldorf-Kaiserswerth am mächtigen Rhein – und das war sie auch: Eine Festung, die jahrhundertelang deutschen Königen und Kaisern ein Obdach bot.

Dank eines engagierten Fördervereins ist die Pfalz seit Anfang des neuen Jahrtausends für die Öffentlichkeit zugänglich – und seit Kurzem auch mit den Händen erlebbar. Möglich macht das ein im Sommer eingeweihtes Tastmodell aus Bronze.

Das bietet nicht nur Menschen mit eingeschränktem Sehvermögen die Chance, sich die Anlage zu erschließen, sondern ist auch für Sehende ein Gewinn. Sie blicken sozusagen aus der Vogelper­spektive auf die Kaiserpfalz. Und nicht nur das: Neben dem Modell, das den aktuellen Zustand der Ruine zeigt, ist direkt ein Modell zu ertasten und zu sehen, mit dem es auf Zeitreise geht.  Es zeigt die Festung in ihrem größten Ausbauzustand im 12. Jahrhundert. Die Herausforderung: Aus dieser Zeit existieren keine Bilder oder Pläne – lediglich ein Stich von der dem Rhein zugewandten Seite aus dem 17. Jahrhundert ist vorhanden. Also unterstützten Studenten aus dem Fachbereich Architektur der Hochschule Düsseldorf. Sie interpretierten den Rest auf Basis des aktuellen Forschungsstandes über Bauten aus dieser Epoche hinzu.

Fertig war der zweite Teil des Modells, das künftig noch mehr Besucherinnen und Besucher zu einer wichtigen Attraktion im Düsseldorfer Norden locken dürfte. Im Stadtteil, dem die Kaiserpfalz sogar ihren Namen gegeben hat: Kaiserswerth, die Insel des Kaisers.

Fotos zum Staunen

Jeden Monat ein neues Naturbild: Der Wandkalender 2024 des Umweltministeriums NRW und der NRW-Stiftung zeigt wieder faszinierende Aufnahmen.

Eine Wiese, mitten im Winter, schneebedeckt und noch dazumitten in der Nacht: Ein eher ungewöhnliches Umfeld für Menschen auf der Suche nach einem guten Foto.Fotograf Mark Clemens aber begab sich genau hier hin. Ein Einsatz, der sich lohnte: Ein Foto, das er im sauerländischen Winterberg von einem raureifbehangenen Baum im Mondschein machte, ist das Siegermotiv des diesjährigen Fotowettbewerbs des Umweltministeriums Nordrhein-Westfalen und der NRW-Stiftung. Die zwölf schönsten Fotos sind wieder in einem Kalender erschienen.

Das Motiv von Mark Clemens kürte eine Jury unter den 1.200 eingereichten Aufnahmen schließlich zum Sieger. Es ziert deshalb auch das Titelblatt des Kalenders, und ist – da es im Januar aufgenommen wurde – auch gleich das erste Monatsmotiv. Den zweiten Preis gewann Michael Schöne mit seinem Foto zweier fliegender Graugänse über den Rheinwiesen in Duisburg-Mündelheim – es ist das Februar-Motiv des Kalenders. Und auch die drittplatzierte Aufnahme zeigt einen Vogel. Und zwar einen Mäusebussard in Bad Berleburg. Fotograf dieses im Dezember entstandenen Fotos ist Matthias Böhl.   

Kaum ist der neueste Kalender erschienen, halten Fotografen überall im Land schon wieder Ausschau nach neuen Motiven aus Natur und Landschaft: Der Fotowettbewerb für den Kalender 2025 ist gestartet. Bis zum 26. August 2024 nimmt das Umweltministerium die Motive entgegen, ausschließlich digital per Upload.

Weitere Informationen: www.fotowettbewerb.nrw.de

Neuer Bogen, neue Fenster

Auch Jahre nach Abschluss der grundlegenden Renovierung im Jahr 2010 arbeitet Schloss Drachenburg weiter an Details: Jetzt erhielt es mit Hilfe der NRW-Stiftung den Torbogen der Vorburg und drei weitere Buntglasfenster zurück.

So ein Projekt übernehmen selbst erfahrene Restauratoren nicht alle Tage. Und so war die Fachfirma, die im vergangenen Jahr einen weiteren Teil von Schloss Drachenburg wiederauferstehen ließ, mit ganz besonderem Herzblut bei der Sache. Diesmal war allerdings nicht das Schloss selbst Ort der Arbeiten, sondern die Vorburg, in der Kassenbereich und Souvenirshop untergebracht sind. Sie erhielt ihren Torborgen an der dem Schloss zugewandten Seite zurück.

Die Fachleute leisteten ganze Arbeit. In knapp einem Jahr zwischen der Beauftragung der Arbeiten und der Fertigstellung entstand ein Bogen aus Naturstein, der die Eigenständigkeit der Vorburg gegenüber der Hauptburg sowie ihre ursprüngliche Funktion als Wirtschaftsgebäude betont. Das scheinbar Paradoxe: Gästen der Burg, die während der Bauphase nicht auf dem Gelände waren, fiel die Veränderung an der Rückseite der Vorburg erst bei genauerem Hinsehen auf. „Das zeigt, wie harmonisch sich der Torborgen in das Gesamtbild der Vorburg einfügt“, sagt Joachim Odenthal, Geschäftsführer der Schloss Drachenburg gGmbH.

Also so, als wäre er nie weggewesen. Dabei wurde das Original im Zweiten Weltkrieg zerstört. Historische Fotos jedoch zeigten, wie der Torbogen einst aussah und so gelang die Rekonstruktion – unter Verwendung von Originalsteinen aus der Gründerzeit –, jedoch mit 90 Prozent neuem Material, unter anderem aus der Eifel und Italien. Das beauftragte Unternehmen setzte die Steine bereits an seinem Sitz passgenau zusammen. So gelang der Wiederaufbau vor Ort perfekt. Der war übrigens mit prominentem Anschub gestartet: Der Stiftungsratsvorsitzende der NRW-Stiftung, Ministerpräsident Hendrik Wüst, hatte den Grundstein gelegt. Schließlich hatte die NRW-Stiftung der Schloss Drachenburg gGmbH 160.000 Euro für dieses Vorhaben zur Verfügung gestellt.

Einen Zuschuss gab die Stiftung auch zu einem anderen Projekt auf dem Schloss: Es bekam drei weitere Fenster zurück. Nachdem 2022 die Rekonstruktion der Buntglasfenster der Kunsthalle ihren Abschluss gefunden hatte, wurde jetzt das angrenzende Speisezimmer mit einer Nachbildung seiner ursprünglichen Buntglasfenster ausgestattet. Auch hier floss wieder eine großzügige Spende einer Privatperson mit ein. In der Hofkunstanstalt in München entstanden die Scheiben, die Jagdszenen und auch Tiere wie Hase und Eichhörnchen zeigen. Die ursprünglichen Entwürfe der Fenster waren erhalten geblieben. Dass sie ins Speisezimmer gehörten, ließ sich aber erst klären, nachdem dem Schloss ein Foto aus der Zeit um 1900 geschenkt worden war. Ein glücklicher Zufall war es also, der die Drachenburg abermals etwas originalgetreuer und bunter gemacht hat.