Ob als Helden in Kinderbüchern und Zeichentrickfilmen oder als Botschafter für eine bekannte Schuhmarke: Feuersalamander gehören trotz ihres verborgenen Lebens zu den bekanntesten und beliebtesten Tieren hierzulande. Doch die Amphibien haben Probleme. Umweltzerstörung, Klimawandel und seit einigen Jahren auch ein tödlicher Pilz gefährden ihr Überleben. Ein von der NRW-Stiftung gefördertes Artenhilfsprogramm will dem entgegenwirken.
Gelbe Flecken auf schwarz lackierter Haut, dazu tiefschwarz-glänzende Augen: Wer einmal einen Feuersalamander gesehen hat, vergisst die Begegnung mit dem eindrucksvollen Tier nicht so schnell. In Nordrhein-Westfalen stehen die Chancen für eine Begegnung nicht schlecht. Vor allem in naturnahen Mischwäldern der Mittelgebirge und dort, wo kleine Bäche frei fließen und stille Tümpel mit kühlem Wasser füllen dürfen, lebt die auffälligste unter den heimischen Amphibienarten noch vergleichsweise verbreitet. Aber die überall voranschreitende Zerstörung ihrer natürlichen Lebensräume durch menschliche Eingriffe und den Klimawandel stellen die auf ihren feuchten Lebensraum angewiesenen Lurche auch hierzulande zunehmend vor Probleme. Seit einigen Jahren kommt ein weiterer Faktor hinzu. Ein aus Asien eingeschleppter Hautpilz entwickelt sich zu einer immer größeren Gefahr für die Salamander.

Wahrscheinlich über den Tierhandel gelangte der nach seinem lateinischen Namen Batrachochytrium salamandrivorans als Bsal abgekürzte Erreger nach Europa. Er zerstört die empfindliche Haut der Amphibien, die unter anderem für ihre Atmung und die Regulierung der Feuchtigkeit essenziell ist. Seit Bsal 2013 erstmals in den Niederlanden entdeckt wurde, hat er sich mutmaßlich über die Beneluxländer aus weiter ausgebreitet – vor allem nach Deutschland.

NRW besonders stark betroffen
„Seit 2015 wird in Deutschland eine rasante Ausbreitung dokumentiert“, sagt Dr. Jonas Virgo, der an der Ruhr-Universität Bochum zu dem Thema forschte und künftig die Leitung des Schutzprojektes übernimmt. „Europaweit gilt Deutschland inzwischen als trauriger Hotspot – und innerhalb Deutschlands gibt es die meisten bestätigten Fälle aus Nordrhein-Westfalen“, erläutert der Experte. Von der Eifel ausgehend hat der Pilz nach Erkenntnissen der Fachleute inzwischen das Ruhrgebiet, das Bergische Land und das Sauerland erreicht und auf seinem Siegeszug stellenweise zu massiven Bestandseinbrüchen unter Feuersalamandern geführt. Hinweise auf ein Ende der Ausbreitung gibt es bislang nicht.

Lebensräume ökologisch aufwerten
Um den Salamandern und anderen Amphibien zu einer dauerhaften Bestandserholung zu verhelfen, hat der Naturschutzbund NABU Nordrhein-Westfalen deshalb mit Unterstützung der NRW-Stiftung ein Artenhilfsprogramm auf den Weg gebracht. „Ziel ist es, die Lebensräume der Amphibien durch gezielte Maßnahmen ökologisch aufzuwerten, um die Populationen damit in ihrem Kampf gegen die vielfältigen Gefahren zu stärken“, sagt Fabian Fischer, der das Projekt beim NABU Nordrhein-Westfalen mit vorbereitet. Die Chancen für einen Erfolg stehen nicht schlecht. „Der Feuersalamander ist in weiten Teilen Nordrhein-Westfalens natürlicherweise zu Hause und noch finden sich vielerorts gesunde Populationen“, sagt Experte Virgo. Auch er sieht die Bewahrung geeigneter Lebensräume als wichtigste Stellschraube beim Salamanderschutz an. „Ihr Überleben ist maßgeblich davon abhängig, dass wir natürliche Wald- und Bachlebensräume erhalten“, sagt Virgo. „Hier müssen wir ansetzen und nachbessern.“

Bevor jedoch konkrete Schutzmaßnahmen umgesetzt werden können, gilt es für das Artenhilfsprojekt zunächst, Grundlagen zu schaffen. „Um möglichst wirkungsvoll helfen zu können, brauchen wir einen Überblick darüber, wo es im Land aktuell Schwerpunktvorkommen und Lebensräume gibt, deren Schutz besonders wichtig ist“, erläutert Fischer. „Die Datenlage ist veraltet.“
Zudem gilt es, ein Netzwerk aus ehrenamtlichem und professionellem Naturschutz zu schaffen, das gemeinsam an Schutzmaßnahmen arbeitet. In einer zweiten Phase soll dann auch Hand angelegt werden – beispielsweise, indem Bäche wieder aus ihrem Korsett aus Beton und Rohren befreit und Drainagen zurückgebaut werden. „Das Artenhilfsprojekt kann ein wichtiger Baustein sein, um das Überleben der Salamander in Nordrhein-Westfalen zu sichern“, ist sich Fischer sicher.

Auch jede und jeder Einzelne kann einen Beitrag zum Salamanderschutz leisten. Denn vieles deutet darauf hin, dass der Mensch unabsichtlich der wichtigste Verbreitungsweg für Bsal ist. „Die mikroskopischen Pilzsporen können an Schuhen, Fahrradreifen oder Hundepfoten haften und so von Ort zu Ort getragen werden“, erklärt Virgo. Hunde beim Spaziergang in Salamanderlebensräumen an der Leine zu führen und die eigenen Schuhe nach dem Waldspaziergang gründlich zu reinigen, könne schon viel bewirken.
Text: Thomas Krumenacker