Zu Besuch bei der Wasseramsel

Das Eifgenbachtal im Rheinisch-Bergischen Kreis

Foto: blickwinkel / S. Gerth

Foto: blickwinkel / S. Gerth

Das Eifgenbachtal ist zweifellos eines der reizvollsten Mittelgebirgstäler im Bergischen Land. Von der Quelle bei Wermelskirchen bis zur Mündung in die Dhünn bei Altenberg mäandert das Flüsschen 21 Kilometer durch Wiesen, Weiden, Röhrichte und Auwälder. Neben einer reichen Flora und Vegetation bietet das Tal vielen gefährdeten Tieren einen Lebensraum. Schon vor mehr als drei Jahrzehnten engagierten sich mehrere regionale Naturschutzverbände gemeinsam mit der NRW-Stiftung für die Sicherung besonders repräsentativer Flächen entlang des idyllischen Gewässers.

Bereits vor 185 Jahren wurde das Eifgenbachtal als landschaftliches Kleinod gepriesen: „Der Freund von Naturschönheiten, der Altenberg besucht, versäume es ja nicht, auch diesem Thalgewinde, das die Mühe einer stundenlangen Fußreise reich vergüten wird, wenigstens bis zum Bökershammer zu folgen…“ Die Empfehlung des bergischen Heimatschriftstellers Vinzenz von Zuccalmaglio aus dem Jahr 1838 gilt unverändert, allerdings machen Wanderwege und ein Rücktransport per Linienbus den Besuch heute zu einem reinen Vergnügen.

Star ist die Wasseramsel

Der Wanderweg berührt die an den steileren Flanken wachsenden Rotbuchenwälder, läuft am Unterhang durch freundliche Eichen-Hainbuchen-Bestände oder quert mehrfach Auwald und Bach. Dort lebt ganzjährig die Wasseramsel, früher auch Wasserstar genannt, weil sie in Größe und Gestalt einem Star ähnelt. Verwandt ist sie allerdings eher mit dem Zaunkönig. Da jedes Paar etwa einen Kilometer Gewässerlauf beansprucht, kann man der Art bei einer Wanderung gleich mehrfach begegnen. Immer wieder patroullieren die Tiere in schnurrendem Flug den Bach entlang und lassen dabei ihren charakteristischen Ruf, ein scharfes „Zerrrb“ hören. Zwischen Februar und April markieren sie ihr Revier zusätzlich mit kratzigen Gesangsstrophen, die sogar das Rauschen des Wassers übertönen. Mit Glück kann man den Vogel auch bei der Nahrungssuche beobachten: Von einem wasserbespülten Stein aus springt er mit dem Kopf voran ins Wasser, schwimmt, taucht komplett unter und sucht am Grund nach Insektenlarven, Flohkrebsen und Strudelwürmern. Da sich diese Kleintiere meist verbergen, schiebt und hebelt die Wasseramsel Steine zur Seite, rudert dabei ständig mit den Flügeln und widersteht, mit den Füßen am Grund Halt suchend, selbst starker Strömung.

Grunderwerb seit 1990

Schon 1990, 15 Jahre bevor der Eifgenbach und seine Seitentäler als 350 Hektar großes Naturschutzgebiet ausgewiesen wurden, begann der Grundstückskauf, zunächst im Quellgebiet bei Wermelskirchen. Dabei half das Amt für Agrarordnung Siegburg, indem es in einem projektbegleitenden Flurbereinigungsverfahren Flächen für die NRW-Stiftung erwarb. Ziel war es, die für den Naturraum besonders typischen und wenig veränderten Quellen, Hochstaudenfluren, Auwälder und Feuchtwiesen dauerhaft zu sichern. Bei einigen Vorbesitzern wuchs die Bereitschaft, weitere Grundstücke am Mittel- und Unterlauf zum Kauf anzubieten, nachdem der Talzug auch als Fauna-Flora-Habitat-Gebiet nach EU-Recht ausgewiesen worden war. Mittlerweile hat die NRW-Stiftung 65 Hektar Talflächen erworben. Sie werden unter der Regie der Biostation Rhein-Berg naturschutzverträglich betreut.

Ein steinernes Waschbrett am Wegesrand

Wer sich von der Schönheit des Tales selbst überzeugen möchte, wird bei einer Wanderung auch auf Relikte ehemaliger Stauteiche, Mühlen, Hammerwerke und anderer Betriebe stoßen, die von der früheren Wasserkraftnutzung künden. Viele sind urkundlich seit dem 15. Jahrhundert nachgewiesen und einige wurden im 20. Jahrhundert zu Gaststätten umgewidmet. Manche Zeugnisseim Eifgenbachtal sind sogar noch viel älter: Neben dem Wanderweg kann man nämlich einen Sandsteinfelsen bewundern, dessen schräg gestellte Oberfläche wie ein altes Waschbrett aussieht. Es handelt sich um so genannte Rippelmarken, Muster, die sich an flachen Sandufern im auf- und ablaufenden Wasser bilden – bei jedem Urlaub am Wattenmeer kann man ihre Entstehung live studieren. Hier wurde ein mitteldevonischer Sandstrand versteinert und bei der späteren Auffaltung des Schiefergebirges gekippt. Er sieht zwar recht frisch aus, tatsächlich hat dieser Fels aber stolze 385 Millionen Jahre auf dem Buckel.

Text: Günter Matzke-Hajek

Blickpunkt

Seit 1990 erwarb die NRW-Stiftung 65 Hektar Naturschutzflächen im Eifgenbachtal zwischen Wermelskirchen und Leverkusen-Odenthal. Sie werden von der Biologischen Station Rhein-Berg entwickelt, gepflegt und betreut. Ausflugstipp: Zwischen dem 01.04. und 01.11. verkehrt zwischen Wermelskirchen und Odenthal der „Bergische WanderBus“ (Linie 267). Er bringt Wanderfans komfortabel zurück an den Startpunkt ihrer Tour.
www.biostation-rhein-berg.de