Achteckiges Zuhause für die Waldläufer

Deutsche Waldjugend NRW

Foto: Judith Büthe

Foto: Judith Büthe

Was lange währt, soll endlich gut werden. Schon vor mehr als 20 Jahren haben die Arbeiten an einem eigenen Landeszentrum für die Deutsche Waldjugend in Nordrhein-Westfalen begonnen. Bis zum Ende des kommenden Jahres soll das Tagungshaus in Form traditioneller achteckiger Kohten-Zelte nun auf den Süchtelner Höhen in Viersen fertiggestellt werden.

Seit vielen Jahren träumen die jungen Waldschützer von ihren eigenen acht Wänden: Das Landeszentrum soll den inzwischen mehr als 30 in ganz NRW verteilten Ortsgruppen der Nachwuchsorganisation der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald einen zentralen Anlaufpunkt für Treffen, Seminare und Lehrgänge rund um die Themen Ökologie und Naturschutz im Wald bieten. Die Fertigstellung des Gebäudes ist eine Gemeinschaftsanstrengung. Die Stadt Viersen stellt das Grundstück in Erbpacht kostenfrei zur Verfügung und die NRW-Stiftung unterstützt die letzten Arbeiten mit einem Zuschuss von 51.000 Euro.

Damit wird auch das ehrenamtliche Engagement des Verbandes und seiner jungen Waldläufer – so bezeichnen sich die Mitglieder der Deutschen Waldjugend selbst – gewürdigt. In ungezählten Einsatzstunden haben es die Mitglieder der Schutzgemeinschaft und ihrer Jugendorganisation in ihrer Freizeit geschafft, das neue Tagungszentrum in den vergangenen Jahren trotz angespannter Finanzlage bereits weitgehend fertigzustellen. Letzte Arbeiten im Dachgeschoss, beim Brandschutz und im Außenbereich sollen nun rasch abgeschlossen werden.

Architektonisch spielt der teilweise zweigeschossige Bau auf Jurten und Kohten an, die traditionellen, von den Zelten der Hirtenvölker inspirierten Zeltunterkünfte der deutschen Jugendbewegung des frühen 20. Jahrhunderts. Auf dem weitläufigen Gelände befindet sich bereits der traditionelle Gruppenraum – das Horsthaus – der Ortsgruppe Viersen der Deutschen Waldjugend. Auch dieser Treffpunkt war in Eigenregie von den jungen Ehrenamtlern mit Unterstützung ihrer Eltern geplant und errichtet worden. Mit seiner achteckigen Form und einer Lichtkuppel ist auch das Horsthaus einer Kohte nachempfunden.

Die Fertigstellung des eigenen Landeszentrums in Viersen markiert eine weitere Etappe in der Geschichte des Verbandes, die seit seiner Gründung in Bad Honnef eng mit Nordrhein-Westfalen verbunden ist. Dort hatten Bürger 1947 die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald  als erste Bürgerinitiative nach dem Zweiten Weltkrieg gegründet. Als einer der ersten unterzeichnete der spätere langjährige Bundeskanzler Konrad Adenauer die Gründungsurkunde. Erstes Ziel der neuen Naturschutzbewegung war es, die unkontrollierte Abholzung der Wälder durch Bevölkerung und Alliierte in den Nachkriegsjahren zu stoppen. Während die Siegermächte in ihren Besatzungszonen erhebliche Teile des Waldes als Reparationsleistung fällten und außer Landes brachten, griff die Zivilbevölkerung aus Not und Mangel an anderen Brennstoffen unter anderem im Hungerwinter 1946/47 auf die natürlichen Ressourcen zurück.

Nachdem die Schutzgemeinschaft bereits nach zwei Jahren ein Ende der Reparations-Abholzungen erreicht hatte, wurde die Aufklärung über den Lebensraum Wald und sein Schutz das zentrale Anliegen des Verbandes. Die Jugendarbeit spielte dabei früh eine wichtige Rolle. Die 1957 gegründete Deutsche Waldjugend gilt als ältester Umweltschutz-Jugendverband in Deutschland. In Waldschulen, Zeltlagern und Schulwäldern bietet die Organisation Kindern und Jugendlichen Entfaltungsmöglichkeiten in der Natur und versucht mit waldpädagogischen Konzepten gleichzeitig, eigenes Engagement für den Naturschutz zu fördern.  In Nordrhein-Westfalen gibt es inzwischen mehr als 30 Ortsgruppen der Waldjugend. An der alljährlich veranstalteten „Aktion Waldjugendspiele“ nehmen in NRW Zehntausende Grundschulkinder teil.

Text: Thomas Krumenacker

Blickpunkt

Zimmern, Hämmern und Sägen: Die Jugendorganisation der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald hat in den vergangenen Jahren in einer bemerkenswerten Kraftanstren­gung ein eigenes Landeshaus errichtet. Mit Unterstützung von Spenderinnen und Spendern und durch sehr viel ehrenamtliche Eigenleistungen haben die Jugendlichen und ihre Familien das Gebäude fast fertigstellen können. Zur Finanzierung der letzten Arbeiten stellt die NRW-Stiftung 51.000 Euro bereit.