Der Engagementpreis des Landes stand 2023 unter dem Motto „Engagiert für Kunst und Kultur in NRW“. Die NRW-Stiftung war wieder als Partnerin mit eigenem Sonderpreis dabei – vergeben beim Festakt in Düsseldorf im Dezember.
Das ehemalige Ständehaus in Düsseldorf ist ein außergewöhnlicher Ort. Als einer der beiden Standorte der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalens zeigt er, wie man historische Gebäude als Kulturort aufwerten kann. Ein äußerst passendes Ambiente also für die Preisverleihung des Engagementpreises NRW 2023 der Landesregierung. Denn unter den nominierten Vereinen und Initiativen waren viele, die ebenfalls Gebäude oder ganze Höfe in Orte für Kunst und Kultur verwandelt haben.
Feierliche, erwartungsvolle Stimmung herrschte im Innenhof des „K21“, das von einer modernen Stahl-Glas-Konstruktion überspannt wird, als Moderatorin Marija Bakker zunächst alle Ehrenamtlichen und ihre Projekte vor großen Stellwänden mit Bildern und Texten noch einmal vorstellte. Anschließend bat sie die Anwesenden, auf den Stühlen mit Blick auf die Bühne Platz zu nehmen. Ministerpräsident Hendrik Wüst nahm dort die Verleihung vor.
Auf der Bühne stand auch Karl Peter Brendel vom Vorstand der NRW-Stiftung. Er hatte die Ehre, den Sonderpreis der Stiftung mit zu vergeben. In seiner Laudatio berichtete er von seinen eigenen Besuchen auf dem Scheunenmarkt in Fürstenberg, einem Ortsteil von Bad Wünnenberg im Kreis Paderborn. Somit war klar: Der Sonderpreis ging an das Team der Kulturscheune 1a, das eine lange Jahre als Bauhof genutzte Scheune in einen lebendigen Ort der Begegnung verwandelt hat.
Bedeutungslosigkeit, Perspektivlosigkeit und Strukturschwäche? Drei Schlagworte, die zu oft mit dem ländlichen Raum verbunden werden, wie man in Fürstenberg fand. Was engagierte Ehrenamtliche dazu veranlasste, das Gegenteil zu beweisen – und Kultur in ihr Dorf zu holen. Dazu brauchten sie einen passenden Raum, und den fanden sie in der historischen Zehntscheune im historischen Dorfkern. Sie sanierten sie und betreiben sie heute als „Kulturscheune 1a“.
Mit großem Stolz über das, was sie da geschaffen haben – das sah man den Preisträgerinnen und Preisträgern an, als sie die Trophäe auf der Bühne aus den Händen von Hendrik Wüst entgegennahmen. Damit standen sie in ihrer Freude den weiteren Geehrten in nichts nach. Außerdem wurden noch der Verein „KuKuK – Kunst und Kultur im Köpfchen in Aachen“ mit dem Jurypreis ausgezeichnet, der Verein MusikZehner mit dem KulturGüterBahnhof in Langenberg erhielt dem Publikumspreis und der Verein MuT-Sauerland mit seinem Kulturgut Schrabben Hof in Kirchhundem bekam den Sonderpreis des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW.
Alles Orte, an denen Ehrenamtliche mit viel Einsatz Kulturangebote organisieren. Doch zum Ausklang der Ehrenamtspreis-Verleihung war für sie Zurücklehnen angesagt – und sich einmal selbst bedienen lassen. Eine recht ungewohnte Situation für die meisten im Saal. Schließlich bringt der Engagementpreis NRW ja gerade diejenigen zusammen, die selbst gern zupacken. Doch der Austausch war fruchtbar – und mit vielen neuen Ideen für die eigene Ehrenamtspraxis ging es am Abend Richtung Heimat.
Text: Thilo Kötters
Jurypreis
Kunst und Kultur im Köpfchen
Ein grenzüberschreitendes Kulturprojekt eines deutsch-belgischen Vereins aus Aachen: Zwei ehemalige Zollhäuser an der deutsch-belgischen Grenze dienen als Veranstaltungsorte für Konzerte, Kunstausstellungen, Lesungen, Film, Tanz, Theater, Flohmärkte, Naturführungen und vieles mehr. Was früher Menschen trennte, verwandelte sich in Orte der Begegnung für Menschen aus der gesamten Region im Dreiländereck Deutschland-Niederlande-Belgien. Hier ist ein Programm zu erleben, das nach Auskunft ehrenamtlich Engagierter in keine Schublade passt.
Sonderpreis der NRW-Stiftung
Kulturscheune 1a
Ehrenamtliche füllen eine ehemalige Zehntscheune mitten in Bad Wünnenberg-Fürstenberg wieder mit Leben – und wie! Das denkmalgeschützte Gebäude im historischen Kern des Dorfes ist nun nach einer Sanierung ein Begegnungs- und Veranstaltungsort mit ganz besonderem Flair. Genießen, erleben und gestalten stehen hier im Vordergrund. Es gibt Sportkurse, Quizabende, Auftritte von Musikern und andern Kunstschaffenden – und jeden Donnerstag einen Scheunenmarkt mit hochwertiger Ware regionaler Händlerinnen und Händler.
Projektpartner gefördert von der NRW-Stiftung.
Sonderpreis des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft
Kulturgut Schrabben Hof
Ein alter Hof wird zum Treffpunkt – und entwickelt eine Strahlkraft, die weit über die Grenzen des kleinen Dorfes hinausgeht, in dem er steht. Silberg, ein Ortsteil von Kirchhundem im Sauerland, ist nun der Sitz eines viel besuchten Kulturzentrums. Mit Heimatmuseum, Bühne, Trödelscheune, Café und Biergarten, aber auch mit Kinder- und Jugendarbeit, einer Freilandwerkstatt als Lern- und Erlebnisort und mit einem dicken Jahresprogramm. Kooperationen mit einer Behindertenwerkstatt, Schulen und Vereinen ermöglichen hier das ganze Jahr über spannende Begegnungen.
Projektpartner gefördert von der NRW-Stiftung.
Publikumspreis
KulturGüterBahnhof
Hier verstehen sie Bahnhof anders – und zwar als Gebäude, in dem man gerne seine Zeit verbringt. Der KulturGüter-Bahnhof in Langenberg im Kreis Gütersloh ist das ehemalige Stückgutlager der Station, das der Verein MusikZehner renovierte und zur Spielstätte umfunktionierte – für Konzerte, Lesungen, Comedy-Auftritte und Vorträge. Der „KGB“ zieht regelmäßig bekannte Künstler an, ist aber verwurzelt geblieben in der Mitte der Dorfgemeinschaft, die die Räumlichkeiten für Feiern oder Kneipenabende ebenfalls fleißig nutzt.