Knochenmühle im Stampfbetrieb

 

Knochenmühle Meinerzhagen

Foto: Heimatverein Meinerzhagen e. V.

Schwere Arbeit kann eine ganz schöne Knochenmühle sein – diesen Seufzer verstehen die meisten auch ohne Blick ins Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten. Dass Knochenmühlen einmal eine wichtige Rolle für die Landwirtschaft spielten, gerät hingegen zunehmend in Vergessenheit. Wer sich nicht mit Redensarten begnügen möchte, sollte daher einmal einen Blick nach Meinerzhagen-Mühlhofe im Sauerland werfen, wo eine der letzten Knochenmühlen Deutschlands als sehenswertes Technikdenkmal erhalten geblieben ist.

Ein bisschen gruselig klingt der Ausdruck Knochenmühle schon. Manche mögen sich dabei auch an Otfried Preußlers als Schullektüre beliebten Jugendbuchklassiker „Krabat“ erinnern, wo eine magische Mühle bisweilen Mahlgut zermalmt, dessen wahre Herkunft man lieber nicht erfahren möchte. In Wirklichkeit sollten Knochenmühlen das menschliche Leben aber nicht bedrohen, sondern es vielmehr vor Hunger schützen. Denn Tierknochen aus Metzgereien und Schlachtbetrieben eigneten sich in pulverisierter Form als hochwertige Düngemittel, durch die sogar karge Böden für den Ackerbau tauglich wurden.

Die große Zeit der Knochenmühlen begann im 19. Jahrhundert und endete mit dem Siegeszug des Kunstdüngers. Die Anlage in Mühlhofe – einem Ortsteil von Meinerzhagen-Valbert – entstand um 1840. Ihr Wasserrad wurde vom Flüsschen Ihne angetrieben, streng genommen handelte es sich aber gar nicht um eine Mühle, sondern um ein Stampfwerk: Eine Nockenwelle, auch Daumenwelle genannt, hob die Stempel an und ließ sie schwer wieder aufschlagen. Aufgrund dieser Funktionsweise war für Knochenmühlen in einigen deutschsprachigen Regionen, vor allem in der Schweiz, früher der etwas ungemütlich klingende Ausdruck „Beinstampfe“ gebräuchlich.

Mehl aus Trommeln

Das „Mehl“ aus der Stampfe in Mühlhofe fiel eher grob aus, konnte bei Bedarf aber in steingefüllten Trommeln feiner zerrieben werden. Etwa ein Jahrhundert lang war der privat geführte Betrieb aktiv, bis er gegen Ende des Zweiten Weltkriegs schloss. Mehrere Jahrzehnte des Verfalls endeten, als die Mühle in den 1980er Jahren unter Denkmalschutz gestellt und parallel dazu durch die „Interesse­n-gemeinschaft Knochenmühle“ des Heimatvereins Meinerzhagen restauriert wurde – unterstützt unter anderem von Stadt, Kreis und Denkmalpflege. Genutzt wird das alte Bruchsteingebäude heute auch als Heimattreff und Veranstaltungsort. Das stark korrodierte Wasserrad aus Metall, das für das Gesamtbild der Anlage prägend ist, konnte jüngst mithilfe der NRW-Stiftung saniert werden. Im Juni 2022 wurde das Rad offiziell wieder in Schwung versetzt.

Text: Ralf J. Günther

Blickpunkt

Die NRW-Stiftung unterstützte den Heimatverein Meinerzhagen bei der Sanierung des oberschlächtigen Wasserrades der Knochenmühle Mühlhofe durch einen Zuschuss. Die Mühle liegt im Tal der Ihne, die in die Bigge mündet.
www.heimatverein-meinerzhagen.de