Im Warburger Ortsteil Dalheim hat nach dreijähriger Renovierung das erste Informationszentrum für die Naturregion entlang der Diemel seine Pforten geöffnet. Besucher erwartet im ehemaligen Schulhaus eine Fülle an Informationen zu den einzigartigen Natur- und Kulturschätzen entlang des Weser-Nebenflusses im „Dreiländereck“ von NRW, Hessen und Niedersachsen.
Das Diemeltal zählt zu den malerischsten und ökologisch wertvollsten Naturlandschaften Nordwestdeutschlands. Zwei Naturparke, zahlreiche Naturschutzgebiete und neuerdings auch ein großflächiges Vogelschutzgebiet zeugen vom besonderen Natur- und Erholungswert der Region. Ein über 100 Kilometer langer Radweg und ein dichtes Netz an Wanderwegen laden zur Erkundung ein. Neben der Natur bieten kulturelle Highlights wie ein Besucherbergwerk, historische Altstädte und Wasserschlösser attraktive Ausflugsziele.
Was der Region bislang fehlte, war eine zentrale Anlaufstelle – ein Wegweiser durch das Tal mit praktischen Hinweisen für Entdeckungsreisen zu Fuß, auf dem Fahrrad oder mit dem Boot. Dieser Mangel ist seit dem Frühling behoben. In der ehemaligen Schule des 80-Einwohner-Örtchens Dalheim bei Warburg eröffnete im Mai das erste Informationszentrum für das gesamte Tal von der Diemelquelle im Sauerland bis zur Mündung in die Weser. Die Initiative für das Zentrum ging von engagierten Bürgerinnen und Bürgern aus, die sich im Verein „Gemeinsam Da(l)heim“ zusammengeschlossen haben. Zunächst sanierte der Verein das zuletzt in der 1960er Jahren als Schule genutzte Gebäude gemeinsam mit der Hansestadt Warburg – mit Geldern des Dorferneuerungsprogramms. Danach wurde das Informationszentrum aus Mitteln der europäischen Leader-Förderung für den ländlichen Raum und mit Unterstützung der NRW-Stiftung realisiert.
Auf einer Fläche von 45 Quadratmetern bietet das Zentrum alles Wissenswerte rund um das Landschaftserlebnis Diemeltal. Eine interaktive Ausstellung stellt die größten Naturschätze entlang des Flusstals zwischen Eggegebirge, Teutoburger Wald und Reinhardswald vor. Außerdem finden sich alle nötigen Informationen, um sich von hier aus selbst auf Erkundungsreise zu begeben. Die Region lässt sich bequem und umweltfreundlich zu Fuß oder mit dem Fahrrad erkunden. Gleich, ob entlang des 112 Kilometer langen Diemelradwegs – vom ADFC mit 5 von 5 Sternen ausgezeichnet – oder auf dem sogar über 152 Kilometer führenden „Diemeltaler Schmetterlingssteig“: An beeinruckender Naturkulisse herrscht von der Quelle im sauerländischen Willingen-Usseln bis zur Mündung in die Weser bei Bad Karlshafen kein Mangel.
Die Talhänge werden wechselweise von schattigen Hangwäldern, gut erhaltenen Wacholderheiden oder ausgedehnten Magerrasenflächen geprägt: Wald, Flusslandschaft und ein großflächiges Ensemble aus zwei Dutzend Kalk-Magerrasenflächen. Das Mosaik aus verschiedenen Lebensräumen bringt eine Artenvielfalt hervor, die ihresgleichen sucht. Teile des Diemeltals wurden Anfang 2024 zum Vogelschutzgebiet erklärt, da es für seltene Vogelarten wie Schwarzstorch, Raubwürger, Eisvogel und Grauspecht von großer Bedeutung ist. Das Tal ist zudem als „Prime Butterfly Area“ europaweit anerkannt und beheimatet rund 100 Tagfalterarten, was es zu einem der Top10-Gebiete für den Schmetterlingsschutz in Deutschland macht.
Seine Attraktivität für selten gewordene Tiere verdankt das Tal einer geologischen Besonderheit. An den sonnenexponierten Kalksteinhängen entlang des Flusses konnte sich bis heute auf großer Fläche der andernorts vielfach verschwundene Lebensraumtyp der Kalk-Magerrasen halten. Entstanden als Ergebnis einer Kombination aus Waldrodung, hoher Sonneneinstrahlung, wenig Nährstoffen und Beweidung über lange Zeiträume, sind Magerrasen wahre Brennpunkte der Artenvielfalt. Mit einer Ausdehnung von mehr als 500 Hektar, verteilt auf rund zwei Dutzend Flächen, ist das Diemeltal die letzte große Kalkmagerrasenlandschaft im Nordwesten Deutschlands. Neben Schmetterlingsarten wie Schwalbenschwanz, Kreuzenzian-Ameisenbläuling oder Silberfleck-Perlmuttfalter besiedeln auch zahlreiche Orchideen, Enziane, Pilz- und Flechtenarten die Magerrasenflächen an den Diemelhängen.
Thomas Krumenacker
Blickpunkt
Die NRW-Stiftung hat das Informationszentrum Diemeltal durch die Kofinanzierung der Ausstellung im Eingangsbereich der früheren Dalheimer Dorfschule unterstützt. An Schaukästen, auf einer großformatigen Karte und an Multimedia-Terminals können Besucherinnen und Besucher sich rasch und auf zeitgemäße Weise unkompliziert über die wichtigsten Sehenswürdigkeiten, die Naturschätze und das logistische Angebot in der Region informieren.