Die „Freunde historischer Technik Freudenberg“ wurden 1991 eigentlich als Oldtimerverein gegründet. Als es um die endgültige Unterbringung ihrer Sammlung ging, genügte es den Mitgliedern aber nicht mehr, historische Kraftfahrzeuge in Bewegung zu versetzen – sie waren gleich mit einem ganzen Gebäude unterwegs. Die rund achthundert Quadratmeter große Ausstellungshalle des Vereins schwebte 1998 teilweise sogar durch die Luft nach Freudenberg. Nun wird sie mithilfe der NRW-Stiftung saniert.

Nicht wenige Bauwerke haben schon ihre Versetzung erlebt – einige sogar eine Komplettverschiebung „am Stück“ wie die Oberkasseler Rheinbrücke in Düsseldorf, die knapp fünfzig Meter oberhalb der Stelle errichtet wurde, an die man sie nach ihrer Fertigstellung im Jahr 1976 gleiten ließ. Üblicherweise werden Gebäude, die man „translozieren“ möchte, allerdings in Einzelteile zerlegt, abtransportiert und am neuen Standort wieder zusammengefügt. Auf diese Weise gelangte zum Beispiel das Fördergerüst der ehemaligen Dortmunder Zeche Germania, das an anderer Stelle in diesem Heft vorgestellt wird, 1973 in die Nachbarstadt Bochum. Freilichtmuseen, die Baudenkmäler unterschiedlicher Herkunft auf ihrem Gelände versammeln, bewerkstelligen die notwendigen Umsetzungen in der Regel ebenfalls durch Zerlegen und Wiedermontage.
Die Luft hat Balken
Die Fachwerkhalle, die heute als Hauptgebäude des Freudenberger Technikmuseums dient, stammt aus dem zehn Kilometer entfernten rheinland-pfälzischen Ort Steeg. Lange hatte sie ein Sägewerk beherbergt, stand aber zuletzt leer, so dass der Eigentümer bereit war, sie kostenlos herzugeben. Bedingung: Für Ab- und Wiederaufbau mussten die Freudenberger Technikfreunde selber sorgen. Der Verein stellte sich der Herausforderung in rund zwanzigtausend ehrenamtlichen Arbeitsstunden, finanziell unterstützt durch die NRW-Stiftung, die auch den Ausstellungsbereich zur Geschichte der heimischen Leim-, Leder- und Filzindustrie in der wiederaufgebauten Halle förderte.

Bei der Vorbereitung der Translozierung richteten die Technikfreunde eine beherzte Anfrage an die Bundeswehr: Ob es möglich sei, acht 20 Meter breite und 7 Meter hohe Dachstuhlteile, sogenannte Dachbinder, von Lastenhubschraubern nach Freudenberg bringen zu lassen? Die Antwort lautete ja. Nicht, weil das Militär einen Umzugsservice für Gebäude zu etablieren gedachte, sondern weil es die Chance zu einer außergewöhnlichen Praxisübung unter Realbedingungen sah. Und so wurden die tonnenschweren Balkenkonstruktionen von zwei Hubschraubern mittels Seilen emporgehoben und nach Freudenberg geflogen.

Tastbare Symmetrie
Das Technikmuseum liegt im Ortsteil Büschergrund der siegerländischen Stadt Freudenberg. Zu ihr gehört auch der weithin bekannte „Alte Flecken“ ein Altstadtbereich in Hanglage, in dem sich Fachwerkhäuser symmetrisch übereinander staffeln. Seit 2022 ist das ungewöhnliche Ortsbild für Menschen mit mangelndem Sehsinn tastbar geworden – ein von der NRW-Stiftung gefördertes Bronzemodell des Künstler Nils Hoy macht es möglich. Es gehört zum Erfahrungsfeld der Sinne, das auf Initiative des Vereins „KulturFlecken Silberstern e. V.“ im Freudenberger Bürgerpark entstanden ist.
Dampf und Transmission
Die breite Palette authentischer Maschinen, die im Freudenberger Museum zu sehen ist, reicht vom Langhobler über eine Münzpresse bis hin zur Sägeblatt-Schärfmaschine. Auch historische Motorräder und Traktoren nehmen in der Ausstellung viel Raum ein. Das wichtigste Exponat ist jedoch eine große Dampfmaschine aus dem Jahr 1904, die bis 1972 für eine ortsansässige Leimfabrik schnaufte und fauchte – als einzige einzylindrige Dampfmaschine des Siegener Raumes außerhalb des Bergbaus.
Die Maschine wird heute nicht mehr geheizt, lässt sich aber noch elektrisch in Bewegung versetzen, um so die Kraftübertragung per Transmission, ohne die industrielle Produktion lange Zeit undenkbar gewesen wäre, anhand von 25 historischen Werkzeugmaschinen zu veranschaulichen. Zentral erzeugte Energie – anfangs oft sogar noch von Wasserrädern – wurde dabei mittels Treibriemen auf Maschinen verteilt, die selbst kein eigenes Antriebsaggregat hatten. Was den Dampf angeht, so können die Freudenberger Technikfreunde im Übrigen auch eine beachtliche Sammlung von sechzig selbstgebauten kleinen Modellmaschinen vorweisen. Sie tun es auf höchst originelle Weise per „Modelldampfmaschinenpräsentationsriesenrad“, in dem die nostalgischen Exponate kreiseln, statt starr in Vitrinen zu ruhen.

Außerschulischer Lernort
Neben der zwölf Meter hohen Fachwerkhalle umfasst der Museumskomplex einen Extraraum für die Dampfmaschine, die Rekonstruktion eines alten Feuerwehrspritzenhauses sowie einen modernen Anbau von 2015. Zusammen mit Außengelände und Café im „Schrauberstübchen“ ist das Ensemble ein lohnendes Ausflugsziel, aber auch ein anerkannter außerschulischer Lernort.
Text: Ralf J. Günther
Blickpunkt

Die NRW-Stiftung unterstützte das Freudenberger Technikmuseum bereits in seineGründungsphase beim spektakulären Umzug der Fachwerkhalle und der später darin eingerichteten Ausstellung. Nun hilft sie auch bei der Sanierung der Hallenfassade, die stellenweise mit Schiefer verkleidet wird, zudem neue Fenster und neue Anstriche für Gefache und Balken erhält. Die Förderung würdigt das seit Jahrzehnten unverminderte Engagement, das die „Freunde historischer Technik Freudenberg e. V.“ beweisen.
www.technikmuseum-freudenberg.de