Pionierhafen Dornick

Serie: Flächen Nationales Naturerbe

Foto: Werner Stapelfeldt

Lage, Lage, Lage: Was für Immobilien zutrifft, gilt auch für Naturschutzgebiete. Selbst auf kleiner Fläche kann eine zuvor intensiv genutzte Liegenschaft eine große Wirkung für den Naturschutz entfalten, wenn sie sich am richtigen Ort befindet. Ein Paradebeispiel dafür ist der ehemalige Pionierhafen Dornick am Niederrhein. Das einstige Militärareal ist heute auf dem Weg zu einer wichtigen ökologischen Brücke an der Schnittstelle von gleich vier europaweit bedeutsamen Schutzgebieten.

Auf den ersten Blick erscheint der 2008 aufgegebene ehemalige Pionierhafen der Bundeswehr am Grietherorter Altrhein mit seinem teilweise zubetonierten Ufer, zahlreichen Rampen, gepflasterten Brückenköpfen und schwerlasttauglichen Zufahrtswegen nicht eben wie ein Naturparadies. Das Nationale Naturerbe Dornick – mit einer Größe von nur 18 Hektar ist es das kleinste Naturerbegebiet der NRW-Stiftung – enthüllt seine große Bedeutung für den Naturschutz erst auf den zweiten Blick: Inmitten des international bedeutsamen Vogel-Großschutzgebiets Unterer Niederrhein an der Schnittstelle von gleich vier hochkarätigen europäischen FFH-Schutzgebieten gelegen, ist der ehemalige Pionierübungsplatz ein entscheidendes Bindeglied an diesem Abschnitt des Niederrheins. Gelingt es hier, Störungen vor allem durch eine ungeregelte Freizeitnutzung zu begrenzen, profitieren alle weiteren benachbarten Schutzgebiete. Die Hafenanlage mit ihren bequemen Möglichkeiten zum Anlegen oder Einsteigen wirkt seit Aufgabe der militärischen Nutzung wie ein Magnet auf Wassersportler und Erholungssuchende im Herzen des Schutzgebietskomplexes. Damit kommt dem Naturerbe eine Art Torwächter-Funktion auch für die unmittelbar angrenzenden wertvollen Naturgebiete zu, auf die sich die Störungen ebenfalls auswirken.

Neben einer Beruhigung durch den angestrebten Rückbau der Anlegestellen ist auch eine Renaturierung der altrheinbegleitenden Uferpartien des Naturerbegebiets geplant. Denn der einstige Bundeswehr-Wasserübungsplatz ist selbst Bestandteil einer der ökologisch wertvollsten Abschnitte des Vogel-Großschutzgebietes Unterer Niederrhein, der sich von Duisburg im Norden bis zur niederländischen Grenze erstreckt. Eine Renaturierung der Hafenanlage durch die geplante Entsiegelung und die geplante Umgestaltung der Uferbereiche und angrenzender Gehölze zu flachen Überschwemmungsflächen mit Auwaldcharakter soll zusätzlich naturnahen Lebensraum schaffen, der ein vergleichbares Potenzial hat wie die angrenzenden Naturräume. Mit relativ geringem Aufwand können hier ein artenreiches Auengrünland und Auwald mit den typischen Lebensgemeinschaften aus Vogelarten wie Blaukehlchen, Rohrammer, Feldschwirl und Wiesenpieper entstehen.

Wertvoller Rastplatz

Die zum Naturerbegebiet gehörenden Wiesen entlang des Grietherorter Altrheins sind bereits jetzt in einem guten ökologischen Zustand und könnten sich zu wertvollen Feuchtwiesen weiterentwickeln, die Watvögeln auf dem Durchzug Rastmöglichkeiten bieten. Wie groß das Potenzial ist, zeigen mit dem Grünlandkomplex Dornicksche Ward und dem unmittelbar östlich an das Naturerbegebiet angrenzenden Altrhein Bienen-Praest exemplarisch zwei nahegelegene Filetstücke des nationalen Feuchtgebietsschutzes. Dort finden sich beispielsweise einige der letzten Brutplätze der stark bedrohten Trauerseeschwalbe am Niederrhein.

Schon jetzt wird das Naturerbegebiet von zahlreichen Vogelarten zur Nahrungssuche und zur Rast während des Zuges aufgesucht. Brachvogel, Eisvogel, Steinkauz und selbst Seeadler und die neuerdings etwas weiter nördlich am Niederrhein brütenden Löffler wurden bereits nachgewiesen. Im Winterhalbjahr zählt dieser Abschnitt des Unteren Niederrheins zu den europaweit wichtigsten Überwinterungsgebieten für Zehntausende nordische Gänse. Bläß-, Saat- und in zunehmender Zahl auch Weißwangengänse finden sich dann auf den rheinnahen Wiesen und Weiden ein.

Kleines Gebiet, große Wirkung: Von der angestrebten Beruhigung und ökologischen Aufwertung des nur 18 Hektar großen Naturerbegebiets Dornick wird die Natur über das eigentliche Hafenareal hinaus profitieren.

Text: Thomas Krumenacker

Blickpunkt

Acht ehemals militärisch genutzte Liegenschaften wurden vom Bund als Nationales Naturerbe an die NRW-Stiftung übertragen. Der ehemalige Pionierhafen in Dornick am Niederrhein ist mit nur 18 Hektar die kleinste dieser Flächen. Fast 15 Jahre nach der Aufgabe als Übungsplatz der Bundeswehr erobert sich die Natur den Hafen immer stärker zurück.
www.nrw-stiftung.de/entdecken/nationales-naturerbe