Traumorte für Jaworte: Trauungen in NRW

Heiraten in Denkmälern und in der Natur

Foto: Eheleute Robbe/Anette Hammer

Nordrhein-Westfalen ist ein Hochzeitsland – schon seine Gründung erfolgte durch die von den Briten 1946 verfügte Operation Marriage, das heißt die „Vermählung“ der Provinzen Nordrhein und Westfalen zu einer neuen politischen Einheit. Für heutige Paare aber viel wichtiger: Rheinisch-westfälische Schauplätze erlauben Trauungen mit ganz besonderem Flair, etwa bei Partnerprojekten der NRW-Stiftung.

Fahrten ins Glück, ehern geschmiedetes Miteinander und eheliche Bindungen mit dem Segen der Sterne – in NRW ist das mehr als Wortgeklingel. Unter dem Motto „Fahrt ins Glück“ bieten beispielsweise die Bergischen Museumsbahnen ihre Programme für Brautpaare an, während das Zusammenschmieden dauerhafter Zweisamkeit in der Kettenschmiede Fröndenberg an der Ruhr besonders symbolträchtig gelingt. Und wer sich gar eine Hochzeit unter Anteilnahme der Gestirne wünscht, dem steht mit dem Radioteleskop Astropeiler in der Eifel einer der ungewöhnlichsten Heiratsorte Deutschlands zu Verfügung.

Damit sind nur drei Beispiele für stilvolle Ambiente-Trauungen bei Partnerprojekten der NRW-Stiftung genannt. Die Nachfrage ist groß: In der Schmiede Fröndenberg wurden seit 1999 über achthundert Ehen und Lebenspartnerschaften geschlossen, bis zu vierzig pro Jahr sind es unter Normalbedingungen bei den Bergischen Museumsbahnen, dem Straßenbahnmuseum in Wuppertal-Kohlfurth. Hier heiratet man ebenso nostalgisch wie unkonventionell in der „Elektrischen“, mit an Bord ist dabei das Standesamt Wuppertal. Die normalerweise nur fünfzehnminütige Fahrt auf der Museumsstrecke wird für die Zeremonie – und für das Schießen erinnerungsträchtiger Fotos – auf volle zwei Stunden ausgedehnt. Zudem lassen sich auf dem Museumsgelände die Hochzeitsgäste bewirten.

Hochzeit im Waldland

Grundsätzlich stellt sich für angehende Ehepaare die Frage, ob sie den Bund fürs Leben lieber in einer von Kultur und Geschichte oder vor allem von der Natur geprägten Umgebung schließen möchten. Im letzteren Fall käme zum Beispiel das Waldland Hohenroth infrage, wo Hochzeiten sogar unter freiem Himmel stattfinden können. Das Hohenrother Waldlandhaus ist ein Informationszentrum für Waldwirtschaft, Naturschutz und Umweltpädagogik, das auf stolzen 640 Metern Höhe im Rothaargebirge liegt. Es wurde auf Initiative des 2002 gegründeten Vereins „Waldland Hohenroth e.V.“ sowie mit Unterstützung der NRW-Stiftung eingerichtet.

Normalerweise dient das Waldlandhaus als Treffpunkt für Naturfreunde, die hier an Infoveranstaltungen teilnehmen oder zu geführten Wanderungen aufbrechen. Von Ende April bis Anfang November finden aber jeweils an einem Freitag pro Monat auch bis zu drei standesamtliche oder freikirchliche Trauungen statt – je nach Wetter entweder im Trauzimmer oder auf dem geschmückten Außengelände, zu dem im Herbst die Rufe der Hirsche aus dem gleich angrenzenden Wildgehege herüberschallen. Das Waldlandhaus – das höchstgelegene Wohnhaus im Siegerland – ist für die anschließende Hochzeitsfeier buchbar, eine Ferienwohnung für Übernachtungsgäste steht zusätzlich bereit.

Sterne am siebten Himmel

Zu den eindrucksvollsten Heiratsorten Nordrhein-Westfalens gehören gleich mehrere Baudenkmäler im Eigentum der NRW-Stiftung, darunter das Koekkoek-Haus in Kleve, wo Romantik seit jeher Programm ist, denn das Palais wurde Mitte des 19. Jahrhunderts vom Hauptvertreter der romantischen Klever Malerschule errichtet, dem Künstler Barend Cornelis Koekkoek. Nicht weniger märchenhaft geht es rund zweihundert Flusskilometer rheinaufwärts im Siebengebirge bei Bonn zu, wo Schloss Drachenburg liegt, das heute als rheinisches Neuschwanstein und als TV- und Filmkulisse weithin bekannt ist. Hier steht im Nordturm ein Trauzimmer zur Verfügung, Sektempfänge lassen sich ebenfalls organisieren.

Dass Romantik sich auch in scheinbar nüchternem Rahmen entfalten kann, beweisen technische Denkmäler wie die Henrichshütte in Hattingen oder der erwähnte Astropeiler in der Eifel, der ebenfalls der NRW-Stiftung gehört. Die Idee, das historische Radioteleskop zum Hochzeitsschauplatz zu machen, ging vor einigen Jahren von der Stadt Bad Münstereifel aus, die so den Wünschen nach Eheschließungen in besonderer Umgebung Rechnung trug. Der „Verein Astropeiler Stockert“ als Betreiber der Anlage war gerne dabei. Er sorgt unter anderem dafür, dass die große Parabolantenne des Peilers zum Empfang in Richtung des ankommenden Brautpaares gedreht ist. Jeweils am zweiten Mai-, Juli- und Septembersamstag können bis zu drei Trauungen stattfinden. Natürlich bleibt ein Jawort unter Sternen am siebten Himmel ohnehin für immer unvergesslich, gleichwohl erhält das Brautpaar zu guter Letzt sogar noch eine Erinnerungsurkunde.

Klein aber fein

Trauungen in Denkmälern oder in der Natur unterliegen besonderen Bedingungen, auf die man sich bei der Auswahl seines Lieblingsortes einstellen sollte. So ist das Streuen von Reis, Konfetti und Blüten häufig nicht erlaubt, Anfahrts- und Parkgelegenheiten bleiben bisweilen beschränkt. Doch gerade aus der Beschränkung ergeben sich manchmal reizvolle Abläufe – zur Drachenburg etwa kann die Hochzeitsgesellschaft mit der vorab gebuchten historischen Drachenfelszahnradbahn hinauffahren. Schloss Drachenburg ist allerdings zugleich ein Beispiel dafür, dass große Gebäude nicht mit unbegrenzten Gästezahlen gleichzusetzen sind. Im Trauzimmer finden hier maximal 25 Personen Platz. Ähnliches gilt für den Astropeiler, wo es für höchstens dreißig Gäste Sitzplätze gibt.

Nicht jedes Brautpaar sucht die ganz große und oftmals entsprechend weit entfernte Kulisse. Zum Glück zeichnet sich NRW durch eine Vielzahl attraktiver Schauplätze vor Ort aus. Keine geringe Rolle spielt dabei, dass die Vermietung von Festräumen für viele Kultur-, Heimat- und Naturschutzprojekte dringend benötigte Einnahmen erbringt. So heißt es etwa bei den Bergischen Museumsbahnen: „Hundert Prozent der Mieteinnahmen gehen in unsere ehrenamtliche Vereinsarbeit.“ Trauungstermine und Festveranstaltungen können ferner indirekt helfen, das ehrenamtliche Engagement für Kultur- und Naturschätze in der Öffentlichkeit besser bekannt zu machen. Ein Paradefall ist die ehemalige Schlossmühle Buddenburg in Lünen-Lippolthausen: Die 1760 errichtete Mühle mit dem Fachwerkobergeschoss wurde auf Initiative der 2002 gegründeten „Mühlenfreunde Lippholthausen“ instandgesetzt. Sie dient heute als kleiner, aber feiner Veranstaltungsort und wird gern als Heiratszimmer genutzt – das Standesamt Lünen bietet hier Ambiente-Trauungen an. Dank Außenterrasse, Weiher, Wasserrad und Baumbestand präsentiert sich die Mühle nicht weniger malerisch als viele weit größere Denkmäler.

Text: Ralf J. Günther

Blickpunkt

Über die genannten Beispiele hinaus bieten viele weitere Förderprojekte der NRW-Stiftung in Kooperation mit den Standesämtern Räume für Eheschließungen in besonderem Ambiente. Es ist nicht notwendig, dass die Brautpaare vor Ort leben. Bei rechtzeitiger Anmeldung und Absprache können standesamtliche Heiraten an frei gewählten Traumplätzen stattfinden – ob in der Natur oder in Denkmälern. Auch freikirchliche Trauungen sind vielerorts möglich.