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›Wir sind Waldgenossen!‹
Die Freude war groß, als feststand, dass die gebürtige Remscheiderin Gisela Bock ihre Waldgenossenschaftsanteile der NRW-Stiftung übertragen möchte. So etwas hatte es in der bisherigen Geschichte der Stiftung noch nicht gegeben.
Die zierliche 84-jährige Gisela Bock scheint die Einzige zu sein, die nicht friert, als Karl-Heinz Erdmann und Stefan Ast von der NRW-Stiftung, Mitglieder der Waldgenossenschaft Remscheid, zwei Förster des Stadtforstamtes Remscheid und ein Regionalbotschafter vom Förderverein der NRW-Stiftung an diesem knackig kalten Märzmorgen mit ihr zusammenkommen, um die Übertragung der Genossenschaftsanteile zu feiern.
Treffpunkt ist der Wald von Gisela Bock, die heute in Freiburg lebt, und in Remscheid aufgewachsen ist. In diesem Wald am Lüttringhauser Wasserturm hat sie als Kind viele glückliche Stunden verbracht. Ihr Vater habe sie immer mitgenommen, wenn er Weihnachtsbaumdieben auflauerte, erzählt Gisela Bock. Sie habe dann im Schutz der Tannen auf ihn gewartet.
Dieser Wald war in Kindertagen ein magischer Ort für sie. Still sei es dort gewesen, vor dem Bau der Autobahn, eine Quelle gibt es dort, Lärchen, bei dessen Pflanzung sie dabei war, Heidekraut, Ameisenhaufen. Das Buchenwäldchen hatten ihre Großeltern zur eigenen Verlobung gepflanzt. Wenn Gisela Bock vom Wald ihrer Kindheit erzählt, hat man das Gefühl, als gehörten die Bäume zur Familie. „Ich jedenfalls war mit allen Bäumen per du“, erinnert sie sich. Und sie fühlt sich noch heute sehr verbunden mit diesem Wald, dem Wald voller Erinnerungen.
Die erste Waldgenossenschaft Deutschlands
Nach Auflösung einer Erbengemeinschaft übernimmt Gisela Bock das 6,5 Hektar große Waldstück, das ihr so viel bedeutet. Kurze Zeit darauf hört sie von der frisch gegründeten Waldgenossenschaft in Remscheid und beschließt, ihren Wald in die Genossenschaft einzubringen. Gepflegt werden die Flächen der Waldgenossenschaft, in deren Händen zur Zeit circa 80 Hektar Wald sind, von Förstern der Stadt Remscheid und vom Remscheider Forstverband. Bewirtschaftet wird naturnah. „Wald 2.0“ heißt das Konzept. Das überzeugte Gisela Bock.
Mitglied der Remscheider Waldgenossenschaft zu sein, war für Gisela Bock lange Zeit stimmig. Doch mit Anfang achtzig wollte sie ihre Angelegenheiten regeln. Auch die für ihren Wald. Sie habe zuerst mit einer anderen Stiftung geliebäugelt, die von jungen, sehr politischen Menschen geführt wird. „Aber die waren mir zu ungeduldig, und ich kann Wald nicht an ungeduldige Leute abgeben, weil Wald langsam wächst“, erklärt sie.
Wald in geduldige Hände geben
Als sie dann mit der NRW-Stiftung ins Gespräch kommt, stimmt die Chemie sofort. Sie lasse nun gerne los, sagt Gisela Bock, und ihre Worte passen zu dem, was Jonas Schreibweis vom Stadtforstamt Remscheid beim Pressetermin am 16. März sagt: „Wir ernten von den Vätern und geben selber den Wald auch wieder weiter.“ Ein Wald gehört einem eben nie so ganz allein. Jetzt gehört Gisela Bocks Wald der NRW-Stiftung, die landesweit mehr als 7000 Hektar schützenswerter Flächen besitzt.
Gisela Bock ist sehr glücklich über ihre Entscheidung, „weil die NRW-Stiftung und ich dieselbe Weltanschauung haben“, sagt sie. „Wir werden das in Ihrem Sinne weiterführen“, versichert ihr Prof. Dr. Karl-Heinz Erdmann vom Vorstand der Stiftung, der sich nebenbei fragt, ob man jetzt mit „Genossin“ angeredet würde? „Genossin Stiftung“ vielleicht? Klingt doch gut!
Text: Andrea Klasen