Meldungen


Wertvolle Droste-Handschriften gesichert

Zwei Originalmanuskripte aus der Feder von Annette von Droste-Hülshoff konnten 2024 unter maß­geblicher Beteiligung der NRW-Stiftung bei privaten Anbietern erworben und der Obhut des Westfälischen Literaturarchivs in Münster anvertraut werden, das bereits zahlreiche Droste-Handschriften bewahrt. 

Ein „schönes, bleiches Bild“, eine Figur „so farblos wie eine Schneeblume“, zugleich aber mit einem „brennenden Haupt“, um das „greuliche Bilder“ tanzen – das ist Ledwina, die Titelheldin eines Romans, den Annette von Droste-Hülshoff mit 22 Jahren in Angriff nahm, aber nie vollendete. Sollte es das literarische Selbstporträt einer jungen Frau werden, die mit der Gesellschaft haderte, dabei aber voller Unsicherheit war und zudem unter schwacher Gesundheit litt? Vieles spricht dafür. Wer allerdings die Briefe liest, die die Dichterin schon als Jugendliche verfasste, der lernt sie eher als handfeste Spötterin kennen.

Grimm alias Unmut 

Bezeichnend ist ein Schreiben, das die Sechzehnjährige 1813 an ihre nur wenige Jahre ältere Stieftante Ludowine richtete, kurz nachdem sie einen der berühmten „Brüder Grimm“ kennengelernt hatte, den Märchensammler und Sprachwissenschaftler Wilhelm Grimm. Der fand die junge Frau nach eigenem Bekunden eher unangenehm, unter anderem weil sie seinen Nachnamen als Synonym für „Unwille“ auffasste und das auch so aussprach. Dass der Brief an die Stieftante die Ankündigung enthielt, die Namensverdrehung fortan in „Unmut“ zu verändern, wäre für den Verspotteten wohl kaum ein Trost gewesen. Hält man sich zudem vor Augen, dass Annette einige Gelegenheitsverse von Wilhelm Grimm schlichtweg „einfältig“ nannte, dann wird klar, warum die Autorin Karen Duve ihren Roman „Fräulein Nettes kurzer Sommer“ vor einigen Jahren mit dem Satz begann: „Annette von Droste-Hülshoff war eine Nervensäge“. Genervt waren diejenigen, die mit ihrer Neigung zur Kritik nicht umzugehen wussten.  Digitalisiert sind beide Dokumente im Netz zu finden, sie sollen aber auch die neue Droste-Ausstellung auf Burg Hülshoff bei Münster bereichern, deren Eröffnung 2026 bevorsteht. Der fragile Zustand des Ledwina-Manuskripts verlangt dabei eine äußerst behutsame Behandlung. Die Sicherung einzigartiger Originaldokumente aus der Hand bedeutender Persönlichkeiten der rheinisch- westfälischen Kulturgeschichte gehört zu den wichtigen Anliegen der NRW-Stiftung


Ab in die Wildnis!

Unter dem Motto „Wildnis für Kinder“ erkundet und entdeckt der Nachwuchs selbständig die Natur. Die Biologische Station Östliches Ruhr­gebiet hat das Konzept mit entwickelt und will es noch bekannter machen. Eine neue Broschüre informiert Interessenten.


Es braucht noch nicht einmal gutes Wetter mit strahlendem Sonnenschein. Auf vielen wild anmutenden Flächen mitten in Bochum und Herne ist fast jeden Tag etwas los – Kinder streifen über Wiesen oder spielen zwischen Erdhügeln, Sträuchern und Bäumen. Eins ist deutlich zu erkennen: Das Projekt „Wildnis für Kinder“ ist eine Erfolgsgeschichte. Unter diesem Titel hat die Biologische Station Östliches Ruhrgebiet mit Unterstützung der NRW-Stiftung in den vergangenen Jahren mehrere Naturerfahrungsräume eingerichtet. Jetzt ist eine Broschüre zum Thema erschienen.  Die Kinderparadiese der ganz besonderen Art sind kleine Flecken Wildnis zum Erkunden. Ideal für Expeditionen ins Grüne. Die Kinder sollen hier etwas vermeintlich ganz Simples tun: Selbstbestimmt draußen in der Natur spielen. Klingt banal, ist aber gerade in den Großstädten oft kaum noch irgendwo möglich. Die Biologische Station suchte deshalb gezielt Flächen, auf denen noch Büsche, Bäume oder Gras zu finden sind – und machte sie bereit dafür, von Kindern erobert zu werden.Nachahmer des Konzepts sind willkommen und stehen vielerorts in den Startlöchern. Auf einer Tagung der Natur- und Umweltschutzakademie NRW vor knapp zwei Jahren stellte die Biostation ihr Konzept einer breiteren Öffentlichkeit vor und stieß auf großes Interesse. In Wülfrath und Langenfeld eröffneten zwischenzeitlich schon eigene Naturerfahrungsräume. Mit Hilfe der Broschüre sollen die „Wildnis für Kinder“ noch bekannter und Kommunen sowie andere Akteure angeregt werden, solche Flächen zu schaffen. Das Konzept könnte also Schule machen …    
www.wildnis-fuer-kinder.de
 


Neues Dach überm Hammer

Der Schleiper Hammer in Kierspe ist ein Besuchermagnet im Märkischen Kreis – und präsentiert sich inzwischen mit einem runderneuerten Dach.

Er liegt recht versteckt in einem der Bachtäler des Märkischen Sauerlandes – und doch finden immer mehr Besucherinnen und Besucher auch von weit her den Weg zum Schleiper Hammer in Kierspe. Das Hammerwerk ist ein jahrhundertealter Standort der Eisenproduktion und -verarbeitung und seit 1989 im Besitz des Heimatvereins. „Industriedenkmäler faszinieren viele Menschen, und wir sind das einzige im weiteren Umkreis“, sagt Silvia Baukloh, die Vorsitzende des Vereins.   Was an dem Denkmal, Anfang der 1990er saniert mit Unterstützung der NRW-Stiftung, besonders fasziniert? Viele historische Maschinen blieben in dem Gebäude erhalten, sind bis heute funktionstüchtig oder der Heimatverein setzte sie wieder instand. Das Wasser im Hammerteich, das früher Räder und Getriebe in Bewegung setzte, treibt heute eine Turbine an, die Strom erzeugt, die Maschinen laufen mit Elektromotoren oder direkter Transmission. Drehbänke, Fräsmaschinen und Stanzen finden sich in der urigen Werkstatt.Im Sommer 2023 widmete sich der Verein einem Sorgenkind des Schleiper Hammers – dem Bitumendach, das über die Jahre rissig geworden war. Ein Dachdeckerbetrieb erneuerte es komplett. Auch hierbei unterstützte die NRW-Stiftung mit Fördergeld. Zahlreiche Besuchergruppen haben seitdem schon wieder „gut behütet“ das Denkmal erkundet, die traditionellen Veranstaltungen wie der Deutsche Mühlentag am Pfingstmontag, der Tag des offenen Denkmals im September und der Adventsmarkt im November lockten jeweils Hunderte an. Der Schleiper Hammer lebt! 


Fotos, Spiele, Sprache

Drei weitere Traditionen stehen seit Kurzem im Inventar des Immateriellen Kulturerbes von Nordrhein-Westfalen. Die jüngste Auszeichnungs-Veranstaltung fand im Haus der Stiftungen in Düsseldorf, dem Sitz der NRW-Stiftung statt. 

Nordrhein-Westfalen hat eine Fülle wertvoller Naturschutzgebiete, denkmalgeschützter Gebäude und Kulturorte, die die NRW-Stiftung bewahren möchte. Doch neben dem greifbaren Natur- und Kulturerbe des Landes gibt es noch eine dritte Kategorie: das Immaterielle Kulturerbe. Das dazugehörige Landesinventar umfasst 19 Einträge – die jüngsten drei wurden im November 2024 im Haus der Stiftungen in Düsseldorf bekanntgegeben: die analoge Fotografie, die Rotwelsch-Dialekte und die Ruhrfestspiele Recklinghausen. Eine Jury, der auch Stiftungsgeschäftsführer Stefan Ast angehört, hatte die drei Traditionen aus zahlreichen Vorschlägen ausgewählt. Auf die Landesinventare greift dann wiederum der Bund zurück, um ein bundesweites Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes zu erstellen, von wo aus es die Einträge schließlich auf die UNESCO-Liste schaffen können.

Diese neuen Einträge gibt es nun in Nordrhein-Westfalen:

Die analoge Fotografie, die technisch schon lange von der digitalen Variante überholt wurde, aber dennoch überlebt hat. Längst nicht nur Liebhaber und Kunst­schaffende bringen Bilder bis heute auf Papier, Glas, Leinwand oder Zelluloid, die Technik erlebt sogar eine Renaissance. Viele Menschen reizt der handwerkliche Prozess dahinter. Gerade in Nordrhein- Westfalen wird sie an vielen Orten ausgeübt, vermittelt und weitergegeben. Auch für die Arbeit in historischen Archiven sind die Kenntnisse wertvoll – etwa, wenn es darum geht, alte Fotos zu restaurieren. So hilft eine Technik, die vermeintlich von gestern ist, auch dabei, Erinnerungen für die Zukunft zu erhalten.  

Die Ruhrfestspiele Recklinghausen, eine traditionsreiche Veranstaltungsreihe, die unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg in der Stadt im nördlichen Ruhrgebiet entstand. Hamburger Kulturschaffende hatten im eisigen Winter 1946/47 nur deswegen ihre Bühnen beheizen können, weil sie von den Arbeitern einer Zeche in Recklinghausen eine Kohlespende erhalten hatten. Aus Dank kamen sie im Folgejahr zu einem Gastspiel wieder, aus dem schließlich die mehrtägigen und später mehrwöchigen Ruhrfestspiele wurden, heute eines der größten und renommiertesten Theaterfestivals in ganz Europa. Es vermittelt zudem Werte wie Toleranz, Solidarität und Integration.

Die Rotwelsch-Dialekte, eine besondere Form der Sprache. Sie nutzt zum Teil einen anderen Wortschatz als die Umgangssprache und entstand in sozialen Randgruppen zur Geheimhaltung und Abgrenzung, von wo aus einige Begriffe aber ihren Weg in die Mitte der Gesellschaft gefunden haben. Weit bekannt sind etwa „ausbaldowern“ für „auskundschaften“ oder „Schmiere stehen“ für „Wache halten“. Zu den Varianten aus NRW gehören zum Beispiel die Münste­raner „Masematte“ mit Ausdrücken wie „Leeze“ (Fahrrad), „Kaline“ und „Seeger“ (Frau und Mann) sowie das Mindener Rotwelsch („Buttjer“) mit Begriffen wie „Dantos“ (Zähne), „tente“ (Blödsinn) oder „Wali“ (Flasche).


Natur auf der Zeche

Ein Netzwerktreffen inmitten eines artenreichen ehemaligen Zechengeländes – das war der 20. Flora-Fauna-Tag auf Zollverein in Essen. Die NRW-Stiftung förderte die Veranstaltung und informierte.


Eine Naturschutztagung inmitten einer Industriekulisse? Das klingt zunächst einmal wie ein Widerspruch. Doch Naturschützende wissen, dass gerade die Industriebrachen des Ruhrgebietes wertvolle Lebensräume geworden sind. Und so passte der 20. Flora-Fauna-Tag gut an seinen Veranstaltungsort, die Zeche Zollverein in Essen, wo die Veranstaltung der Biologischen Station Westliches Ruhrgebiet, der Stiftung Ruhrmuseum Essen, des NABU Oberhausen und der Landesgemeinschaft Naturschutz und Umwelt Nordrhein-Westfalen Anfang Januar bereits zum siebten Mal stattfand.   Welche Arten sich auf Zeche Zollverein wohlfühlen, das haben Naturschützerinnen und Naturschützer fortlaufend im Blick.  Bislang wiesen sie über 540 Farn- sowie Blühpflanzenarten nach, außerdem 261 Pilz-, 99 Flechte- und 89 Moosarten. Auch die Fauna ist beeindruckend: 60 Vogelarten, 31 Spinnenarten, 21 Schneckenarten, 15 Säugetierarten, darunter allein drei Fledermausarten, sowie sechs Amphibienarten wurden bereits entdeckt. Und in der Klasse der Insekten fand man 60 Großschmetterlinge, 40 Wildbienenarten, 45 Wanzenarten und 24 Libellenarten.   Vor diesem Hintergrund gab es auch in diesem Jahr einen regen Austausch der Teilnehmenden zur Natur in ihrer Region und zu den vielfältigen Bemühungen um ihren Schutz. Vorträge behandelten unter anderem die Heisinger Ruhraue in Essen, die Grünlandentwicklung in der Rheinaue Walsum oder auch „Seltene und neue Spinnentierarten im Ruhrgebiet“, Nistplätze von Wildbienen und noch einiges mehr. Die NRW-Stiftung hatte die Veranstaltung wie in den Vorjahren gefördert und freute sich an einem Infostand über regen Zuspruch von Vereinen – mit Interesse an der Arbeit der Stiftung, aber auch an einer Förderung für eines von zahlreichen Projekten, die auch in Zukunft eins zeigen werden: Der Naturschutz lebt – gerade im Ruhrgebiet!


Club der Möglichmacher

Die Kulturfördervereine in Nordrhein-Westfalen vernetzen sich und gründen einen Dachverband. Die NRW-Stiftung unterstützt das Vorhaben und reist dafür durch die Regionen.


Das Ehrenamt fördern – dieser Auftrag ist seit fast 40 Jahren tief in der DNA der NRW-Stiftung verankert. Die Stiftung hat in ihrer Geschichte zahlreiche gemeinnützige Initiativen unterstützt. Da war es nur logisch, bei einem Projekt mit ins Boot zu steigen, das allen Kulturfördervereinen des Landes neue Möglichkeiten eröffnet. Ziel ist die Vernetzung untereinander und am Ende die Gründung eines Landesverbandes für Nordrhein-Westfalen. Um möglichst viele Vereine bei diesem Prozess mit einzubinden, gibt es zunächst sechs regionale Treffen – organisiert von den Initiatoren. Neben der NRW-Stiftung sind das der Dachverband der Kulturförde-vereine in Deutschland (DAKU), die Landesarbeitsgemeinschaft der Freiwilligenagenturen (lagfa) sowie die regionalen Kulturbüros des Landes.   

„Wir freuen uns, auf dem Weg zum neuen Landesverband Menschen zusammenbringen zu können, die gemeinsam ein Ziel haben: die Kultur in Nordrhein-Westfalen zu stärken. Das deckt sich mit unserem Auftrag!“, sagt Stefan Ast, Geschäftsführer der NRW-Stiftung. Mona Wehling, Abteilungsleiterin Heimat- und Kulturpflege, ergänzt: „Wir möchten die Vereine dazu ermuntern, sich ihrer Kompetenzen und ihrer Einflussmöglichkeiten bewusst zu werden: Im Landesverband NRW können sie mit einer mächtigen Stimme ihre Interessen vertreten.“   

Die Regionaltreffen fanden in Greven, Köln, Essen, Moers, Detmold und Schwerte statt. Danach soll dann die Gründung des NRW-­Landesverbandes im Haus der Stiftungen in Düsseldorf folgen.