Meldungen

Digitaler Architekturguide Krefeld

Samt, Seide und Architektur

Samt, Seide und Bauhaus — auf den ersten Blick passt das nicht so recht zusammen. In Krefeld ist es jedoch anders. Ein digitaler Architekturguide macht die ungewöhnliche Verbindung der Textilindustrie mit der legendären Gestalterschule  Bauhaus sichtbar. Die Textilindustrie hat Krefeld groß gemacht. Dieser Erfolg lässt sich auch an der Architektur der Stadt am Niederrhein ablesen. Zum Beispiel an den beiden Villen, die der Avantgardearchitekt Ludwig Mies van der Rohe in den 1920er Jahren für die Seidenindustriellen Hermann Lange und Josef Esters baute. Die Samt- und Seidenindustrie hat die gestalterische Avantgarde der 1920er Jahre nach Krefeld geholt.

NRWs Bauhaus-Stadt

Mennonitische Glaubensflüchtlinge und ihre Seidenweberkünste bescherten Krefeld eine beispiellose Blütezeit. Die Textilproduktion machte Krefeld im 18. und 19. Jahrhundert zu einer der reichsten Städte Preußens. Von diesem Reichtum zeugen noch heute viele Gründerzeit- und Jugendstilfassaden. Krefeld gilt wegen zahlreicher Werke von Architekten der 1920er und 1930er Jahre aber auch als die Bauhaus-Stadt Nordrhein-Westfalens. Denn die Kommune war eng mit dem von Walter Gropius gegründeten Bauhaus verbunden. Dessen letzter Direktor, Ludwig Mies van der Rohe, und die Absolventen Erich Holthoff und Hans Volger, ebenso nur lokal bekannte Kollegen wie Joseph Jansen hinterließen ihre Spuren und verliehen Krefeld ein besonderes Flair. Das Bauhaus wurde zu einem prägenden Bestandteil der Krefelder Stadtentwicklung im 20. Jahrhundert.

75 Bauten, 65 Biografien

Der Online-Architekturführer stellt 75 Bauten und mehr als 60 Personen vor, die von der ungewöhnlichen Verbindung zwischen Bauhaus und Seidenindustrie zeugen. Er zeigt ihre noch bestehenden Kontore, Fabriken und Schulen, aber auch die Wohnhäuser der Akteure. Gleichzeitig nimmt der Architekturguide erstmals die lokalen Architekten der Zeit in den Blick. Der Architekturguide Krefeld ist Teil des Forschungs- und Ausstellungsprojekts „Bauhaus und Textilindustrie“, das 2019 anlässlich des Jubiläums „Bauhaus 100“ von der Initiative MIK e. V. als NRW-Beitrag im Krefeld-Pavillon von Thomas Schütte präsentiert wurde. www.architekturguide-krefeld.de

Text: Hannah Blazejewski


Schwebende Industriegeschichte

Gut Rödinghausen in Menden

Geschichte kann schweben — das beweist die Stadt Menden in ihrem neuen Industriemuseum auf Gut Rödinghausen. Mehr als 1.000 schwerelos im Raum hängende Objekte zeigen den Erfindungsreichtum der heimischen Industriepioniere. Spannende Geschichten hängen im Märkischen Kreis nicht am seidenen Faden. Feine Nylonfäden und filigrane Stahlseile dürfen es aber schon sein, um mit ausgewählten Exponaten Fortschritt, Spionage und industrielle Entwicklung ins rechte Licht zu rücken. Denn mit der heimischen Industriegeschichte sind viele spannende Geschichten verknüpft. So erschütterte im Jahr 1712 zum Beispiel ein Fall von Industriespionage die örtliche Wirtschaftswelt, in dessen Verlauf einer der Protagonisten entführt wurde.

Adelige Pioniere

Diese und viele weitere Geschichten von Kaufmannssinn, Ideenreichtum und Pioniergeist präsentiert Menden auf geschichtsträchtigem Grund. Das Gut Rödinghausen liegt im Mendener Ortsteil Lendringsen und war einst Stammsitz eines der bekanntesten Adelsgeschlechter Westfalens: der Freiherrn von Dücker. Echte Industriepioniere, die sich im 18. und 19. Jahrhundert unter anderem durch den Bau der ersten Frischhämmer Westfalens und die Einführung des Walzprinzips in der Region einen Namen machten. Das klassizistische, heute unter Denkmalschutz stehende Herrenhaus der Fabrikantenfamilie ist von einem historischen Landschaftspark und einem Grabensystem umgeben.

Sprechende Ahnengalerie

In den vergangenen Jahren wurde das Gut aufwändig saniert. Im September 2020 konnte schließlich das neue Industriemuseum im Obergeschoss des herrschaftlichen Hauses eröffnen. Auf rund 220 Quadratmetern präsentiert es mehr als 300 Jahre regionale Industriegeschichte. Dabei vermittelt es ungewöhnliche Sichtweisen auf die Vielfalt der heimischen Produkte. Medien- und Mitmachstationen, 3D-Animationen und eine sprechende Ahnengalerie bieten kleinen und großen Gästen die Möglichkeit, regionale Geschichte mit allen Sinnen zu begreifen.

Text: Hannah Blazejewski


Den Schauplatz ertasten

Tastmodell auf dem Petersberg

Großer Gipfel ganz klein. Die NRW-Stiftung hat den Petersberg auf Miniaturformat geschrumpft. Wenn auch nur die Spitze des bekannten Bergs oberhalb von Rhein und Königswinter. Ein neues Tastmodell vor dem Besucherzentrum „Schauplatz Petersberg — Erlebnisraum für Geschichte & Natur“ bietet einen Überblick über den Gipfelbereich und eine Auswahl seiner Sehenswürdigkeiten. Das barrierefrei erreichbare Modell ermöglicht es auch Menschen mit Sehbehinderung, sich über den Tastsinn einen Eindruck vom Gelände und den Gebäuden zu verschaffen. Eine Audiospur bietet Informationen auf Deutsch und Englisch.
Zentrum des Tastmodells bildet der große Hotelkomplex, der seit mehr als hundert Jahren die Wahrnehmung des Gipfels aus der Ferne prägt.In den Anfangsjahren der Bundesrepublik ab 1949 erlangte er besondere politische Bedeutung als Amtssitz der Alliierten Hohen Kommission. Das Modell lässt die Betrachter auch weiter in der wechselvollen Geschichte der Erhebung im Siebe­ngebirge zurückreisen. Steinerne Überreste erzählen von den vielen Geschichten, die sich auf dem Berg abgespielt haben. Auf dem höchsten Punkt befand sich zum Beispiel seit dem 12. Jahrhundert eine große Kirche, deren Fundamente noch erhalten sind.

Alter Backes, neue Möglichkeiten

Der Hof Schrabben bei Kirchhundem ist alles andere als neu. Der Komplex gehört sogar zu den ältesten Hofanlagen im Dorf Silberg. Das hindert den Verein „Musik und Theater Sauerland“ (MuT Sauerland) aber nicht daran, auf dem Gelände einen Ort voll neuer Erlebnisse zu schaffen.
Dazu hat die Initiative die Anlage mit finanzieller Hilfe der NRW-Stiftung um ein denkmalgeschütztes Speicherhaus erweitert. Der restaurierte Backes wurde 1750 erbaut und ist damit das älteste erhaltene Gebäude des Hof-Ensembles und zugleich auch eine Seltenheit in der Region. Bislang befand sich das Häuschen in Privatbesitz. Mit dem Erwerb von Gebäude und Grundstück soll das Angebot auf dem Areal des Kulturguts abgerundet werden.
Bereits heute ist im Haupthaus das Heimatmuseum untergebracht. Es zeigt Exponate, die vom Leben und Arbeiten in einem sauerländischen Dorf und von der Geschichte des Bergbaus in Silberg erzählen. Eine Kleinkunstbühne und ein nostalgisches Café gehören ebenfalls zum Angebot des geschichtsträchtigen Ensembles. Unter dem Titel „Museums-(Freiland-)Werkstatt“ plant der Verein „MuT Sauerland“ eine räumliche und thematische Erweiterung des Kulturguts und eine Weiterentwicklung seiner Nutzung. Die engagierte Initiative möchte den Hof zum Lern- und Erlebnisort für regionale Geschichte, Handwerk, Kultur und Natur ausbauen.
 

Bildung auf dem Bauernhof

Naturerlebnishof Stilleking-Oelken

Wie ein betagter Bauernhof Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft miteinander verknüpft, zeigen Naturschützerinnen und Naturschützer  im Märkischen Kreis. Der Trägerverein des Naturschutzzentrums MK hat das Haupthaus der ehemaligen Hofstelle Dohle in Lüdenscheid-Oelken zu einem Naturschutzzentrum mit angeschlossenem Naturerlebnishof aus- und umgebaut. Möglich machte das die Förderung der NRW-Stiftung. Das Hof-Areal befindet sich in guter Gesellschaft, liegt es doch in unmittelbarer Nachbarschaft zum Naturschutzgebiet Stilleking. Der ehemalige Truppenübungsplatz ist heute Lebensraum zahlreicher gefährdeter Pflanzen- und Tierarten. Das Gebiet ist zu großen Teilen im Eigentum der NRW-Stiftung. Haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter des Naturschutzzentrums betreuen das schützenswerte Areal seit vielen Jahren. Mittelpunkt des neuen Naturerlebnishofes ist das Haupthaus der alten Hofstelle, die 1830 erstmals urkundlich erwähnt wurde. Zum Hof gehören heute auch zwei Scheunen, ein Stall und zwei Remisen. Auf dem einstigen Hofgelände organisieren die Akteure unter anderem natur- und heimatkundliche Bildungsangebotefür Schulen.
 

So sehen Sieger aus

Fotowettbewerb Kalender 2022

Zwölf Fotos, zwölf Siegermotive — ein Kalender voller Naturschönheiten. Das ist das Ergebnis des Fotowettbewerbs „Unsere Heimat – Natur und Landschaft in Nordrhein-Westfalen“. Das NRW-Umweltministerium und die Nordrhein-Westfalen-Stiftung rufen seit 2006 jährlich zur Teilnahme auf. Mehr als 450 Fotografinnen und Fotografen haben sich daran in der letzten Runde mit über 2.000 Natur- und Landschaftsaufnahmen beteiligt. Stefan Völkel holte mit einem Schwarm Bergfinken den mit 1.000 Euro dotierten ersten Preis nach Bad Berleburg. Die Aufnahmen der Gewässer im Naturschutzgebiet Bislicher Insel in Xanten brachten Mirko Cacho Fernandez aus Essen den zweiten Preis und 600 Euro ein. Dominik Mayer reichte ein Foto des winterlichen Höhenfelder Sees in seiner Heimatstadt Köln ein und wurde mit dem dritten Platz und 400 Euro belohnt. Diese preisgekrönten Aufnahmen und neun weitere Sieger-Fotos aus NRW zeigt der neue Wandkalender 2022.
Die Suche nach reizvollen Motiven geht weiter: Auch im Jahr 2023 wollen die Veranstalter zeigen, wie einzigartig Nordrhein-Westfalen ist. Der neue Fotowettbewerb zum Thema „Natur und Landschaft in Nordrhein-Westfalen“ ist bereits gestartet. Eingereicht werden können Impressionen im Querformat, die sich für den späteren Druck im Jahreskalender eignen, ausschließlich per Upload. Die Teilnahme ist bis zum 26. August 2022 möglich.

Weitere Infos: www.umwelt.nrw.de/ueber-uns/fotowettbewerb